http://www.n0name.de/3000/do0201.html
Do., 2. Januar 3000
hypertextphantasma
"Es
ist mir voellig die Faehigkeit abhanden gekommen, ueber irgend etwas zusammenhaengend
zu denken oder zu sprechen" Hugo von Hoffmansthal
Uebertraegt
man transkribierend Hoffmansthal's Selbstbeschreibung ins
WWW, das "verdammte Web" wo "ein kuenftiger" aber unbekannter
"Weber unsere Geschichte zu signieren oder zu uebermitteln gedenkt",
dann wird dieser Satz moeglich: "Kein historische Metasprache, um davon im
durchsichtigen Element irgendeines absoluten Wissens zu zeugen." (Derrida
[1])
->
z.B. #"interconnected
discussion of a topic rather than disconnected articles."# (Date:
Fri, 14 Feb 2003 09:06:22 +0100,
From: Jill Walker <jill.walker uib.no>,
Subject: JoDI (V3i3): an innovative hypertext issue, in: Date: Sat, 15 Feb 2003
13:22:33 -0500, From: Announcer <nettime-l bbs.thing.net>, To: nettime-l
bbs.thing.net, Subject: <nettime> Publications [11x])
3000
unterliegt einem Phantasma, bzw. versucht die (leichte) Konfrontation mit ihm:
Das Phantasma des Hypertext lautet: *Die global verknuepfte Diskussion eines
Themas i. Ggs. zu unverknuepften Artikeln.*
Skizze
M.S.
"Im Jahr 1977 konstatierten Gilles Deleuze und Michel Foucault
in einem gemeinsamen Artikel, daß der Faden der Ariadne gerissen sei. Diese
metaphorische Redeweise sollte darauf verweisen, daß die großen Erzählungen
zu Ende gegangen sind und wir nur noch mit Fragmenten arbeiten können."
Fragmente ja, diese werden jedoch nicht zerissen, sei werden permanent weiterverstrikt:
> Amazon.de: Detailseite: Der Faden
ist gerissen.
Do., 3. April. 3000 - Serres' Netz
#In ein Datum
schreiben ... anti-lexikalisch, verzetteln, diffundieren, diversifizieren, streuen#
#Hypertexte
koennen Textzusammenhaenge diversifizieren und dividieren [Hyperlinks sind Gelenke
(Junktoren)#
Mi., 11. Juni 3000 #],
indem Passagen und Sequenzen in unterschiedenen Browser-Fenstern geoeffnet werden,
indem linearer Text nichtlinear wird, wird fuer den Blick ein Abstand erzeugt
und technisch eine andere Adresse aufgerufen, ein Unterschied gemacht auch in
dieser nun neuen auf dem Bildschirm erscheinenden Kopie des Hypertextdokuments.#
Diversifizierung und Stueckellung sind zwei Motive des italienischen Futurismus.
Sein Konterpart, die Verdichtung, ist eine ebenso extrem poetische Praxis und
dem Vortizismus zuzurechnen. Hoffmansthal's Selbstbeschreibung, gelesen als Paradigma
fuer den rappenden und mixenden "Menschen des 21. Jahrhunderts", wird
wie das Gegengift gegen den eindimensionalen einmaechtigen einfaeltigen Groszen
Sender (vgl. Burroughs "telepathischer Sender" [2]),
den Groszen Bruder eingesetzt .
Junktoren ,
die gerichtete
Abstaende erzeugen.
#Remix: "in-terconnected
discussion of topics with dis/connected articles."#
Der
"Kalender für das Jahr 3000" ist ein "klassischer Hypertext",
handmade ohne 'im Hintergrund' laufende Datenbank, typo-stilistisch in der Standardproportionalschrift
"Times New Roman". Alle Texte werden nicht dynamisch generiert sondern
sind "von Hand" gesetzt; sie sind damit an eine mehr oder weniger alte
Technik des Schreibens gebunden: dem Setzen. "[...] es gibt eine moderne
Kritik an der Linearität. Nicht unbedingt an der Linearität auf der
Ebene einzelner Sätze oder Passagen, sondern auf der Ebene eines größeren
Textes, der aus vielen, in sich erkennbaren Teilen besteht [...]". (SELFHTML
8.0 . "Definitionen zu 'Hypertext'")
Die einzelnen textuellen
Passagen, Sequenzen (Termine) in den Tagen sind nicht stark systematisch gegliedert,
und folgen nicht einer streng kompositorisch entworfenen Textarchitektur. Ihre
Reihenfolge ist insofern beliebig, als ihr Erscheinen 'unter' dem ihnen jeweils
zugeordneten Datum zufällig gelegt wurde. Bestimmte Titel und Texte wurden
auf ausgewaehlte Kalenderdaten gelegt, die eine stark symbolische Konnotation
haben.
Die Texte liegen so linear zeitlich oertlich chronologisch hintereinander
wie der Leser sie anklickt. Das eröffnet zunächst nur den Vorteil, daß
die Texte sowohl hypertextuell, online wie offline, und als Ausdruck linear zeitlich
hintereinander repräsentierbar gemacht werden können - aber in keiner
A-Z-Reihenfolge, sondern zerstreut. Denn das geschriebene Gesetz für Dissertationen
gebietet, Abhandlungen für die Promotion als Druck verfügbar zu machen,
in dem Medium, das zwar Verweise zuläßt, den aktiven Link jedoch nicht
#Landow usw.#. Zwischen dieser Doktrin und dem nichtlinearen Textbedürfnis
wird in der hier gewaehlten Form vermittelt. Und auszerdem gefaellt mir der #Serendipity-Effekt#,
das sich verzettelnde Finden&Suchen (exakt in dieser Hierarchie: zuerst Finden,
dann Suchen - d.h. zuerst eine Antwort, dann die Frage formulieren). Hypertext
ist vielleicht die beste Methode zur Zersplitterung von Text in Chunks (Bausteine)
und nicht, wie die gewohnte Sichtweise nahelegt, die technisch avancierteste Organisationsform
von assoziativ aufgefassten Inhalten
> "As We May Think" Remix.
_3000/futuristische
Phantasmen und aktuelle Fantasien der Technokultur_ arbeitet nichtgrammatikalisch
mit Bruechen und Kombinationen. Aber es gibt keinen Fluss wie im "nichtgrammatikalischen
Kino" Goddard's, es gibt nur die a-systematische Leserichtung innerhalb der
Datums/Termine.
Das Format HTML ermöglicht ein plattformuebergreifendes
Abrufen, ist also auf allen gängigen Betriebssystemen im jeweiligen Standard-Browser
lesbar.
(Fast) alle Texte "mit ohne" Umlaute, um zu gewaehrleisten,
daß sie auf allen Computer-Plattformen gelesen werden koennen, denn Multicode
ist noch nicht fuer alle Browser durchgesetzt. Die Grosz- und kleinschreibung
folgt in der Regel dem Duden und den Thesauri der verwendeten Produktionsprogramme,
sonst der Betonung des Autors.
Auf dem "TJ Pult" von
Connex I/O konnen alle Termintexte
umgeschrieben werden. Die Termine (Datums) werden dort von mir per
Copy&Paste in Chunks (Textbloecke, Textbausteine) abgelegt und ab 1.
August 3000 remixt.
> dezentrale Information
Es gilt das Primat
des SchriftBildes:
"Kann ich in einem Sound einen Link setzen?"
"Wenn du darauf zeigen kannst."
_____
[1]
Jacques Derrida zit. n. Christian Schlueter. "Traumsequenzen:
Frankfurter Theodor W. Adorno-Preis fuer acques
Derrida". Frankfurter Rundschau, Feuilleton.
24. September 2001. S. 13 .
[2] William S. Burroughs. _Naked Lunch_.
Hamburg: Rowohlt, 2001 [1959]. S. 194 .
Last modified:
Do., 20.05.2004 16:45