http://www.n0name.de/3000/do0506.html
Do., 5. Juni 3000
"In _Kontrolliert_ [von
Rainald Goetz] heißt es: "Elektronenhirne tasten laufend prüfend
alle Kabel und Verbindungen auf alten Lötplatinen ab, und in neueren sehr
kleinen mikroskopisch produzierten Chips befinden sich Programme, die sich selber
überwachen, natürlich kontrolliert von Überwacherwächtern
und so weiter" (K 210). #Die Kontrollgesellschaft
ist nicht zu beschreiben anhand der Unterscheidung eines Subjekts, das kontrolliert,
und eines Objekts, das kontrolliert wird#, wie Raspe annimmt (K 19). #Die
Kontrollgesellschaft operiert vielmehr selbstorganisiert#,"
In
dieser Autopoiesis des Apparats einer selbstlernenden selbststeuernden (kybernetischen)
Automatisierung wird das Moment des Interesses seitens eines Souveraens und seiner
Visage, seiner Nichtrepraesentanz nach ausgeschaltet und der Systemzusammenhang
dem Begriff der ubiquitaeren Maschine uebergeben, der Undurchschaubarkeit und
praezise Selbst-Regelhaftigkeit (selbstregelnd und selbst Regeln erfindend) suggeriert.
Der biokybernetische Ansatz geht paradigmatisch soweit, alle moeglichen Systeme
einem Organismus-Ismus zu unterwerfen (vgl. Vester 2002), fuer den Natur - im
Bacon'schen Sinn einer _Interpretation von Natur_ (-> "Interpreters of
Nature" in:
> The New Atlantis <tagged>
4.letzter Absatz) - Vorbild ist. Das Vorbilden-Nachbilden ist funktionsorientiert,
d.h. es zielt auf eine ganzheitliche Modellbildung eines konstruierbaren eigendynamischen
fuzzy logic-Zusammenhangs ab. Die Maschine, die nicht mehr simpel an einem an
exakten Daten orientierten Produktaustosz arbeitet und scheinbar singulaere, unzusammenheangende
Einzeldinge hervorbringt, ist ein mit Unschaerfe arbeitendes Ganzes und als solches
wiederum nur mit kybernetischen Methoden (Grauwerte in Berechnung einbeziehen,
Abhaengigkeiten kartografieren, systemisch-vernetzte Systematik simulieren) zu
verstehen. Saemtliche Teile und Einfluszfaktoren des Systems werden fuer die Analyse
ihrer Funktionsverteilung im Organorganismus ("Ueberwacherwaechter")
egalisiert, gleichrangig, amoralisch zu Einfluszgroeszen, deren objektive und
subjektive Anteile und quantitative und qualitative Werte innerhalb des Systemmodells
der "Vernetzung" der "Teil[e]" "mit der Kybernetik des
Gesamtsystems" (Vester 351) als gegeben und beeinfluszbar angenommen werden.
Faktorengroszen werden geaendert oder beendet. *Warum tendiert der systemisch-kybernetische
Ansatz zur Systemstabilisierung der "Normalitaet"?*:
"sie
ist eine #lernfähige#, sich selbst
immer wieder neu justierende "historische #Maschine#"
(K 268), an deren Zustände man sich, wie Referent Stein in Kontrolliert ausführt,
gewöhnt. Die Macht hat kein Gesicht, es gibt keinen Souverän, der als
Feind zu bekämpfen wäre, der "Staat ist kein einziger wirklicher
Mensch", er besteht aus "Untersuchungsausschußprotokollen, Aktenkilometern,
Bandabschriften" und "Staatsdruckereidrucksachen" (K 255f)
die Macht in der "funktional geordneten Gesellschaft" kennt keine "Herrscherrichtung"
von oben" nach "unten" (K 204), sondern ist eine ohne jedes Telos
und ohne jede Transzendenz operierende Maschine, deren Effekt in der Normalisierung
besteht, eine "Maschine", welche die "Kraft der Normalität
[hat] das Unwahrscheinlichste [laufend] zu Normalem zu normalisieren" (K
221f)"*
http://homepage.ruhr-uni-bochum.de/niels.werber/Goetz.htm
[22.02.2003]
[kann angebl. nicht mehr indentifiziert
werden, wer kontrolliert, wer kontrolle machen laeszt? gibt es angebl. kein kontrollierendes
subjekt mehr?]
Oder existiert eine Autopoiesis der Maschinentheorie?
Ist
die Rochade oder der Ersatz des kontrollierenden Subjekts selbst eine Autopoiesis
der Maschinentheorie? Oder wer ist der Autor? Wer spricht? Die Logik der angeblichen
Leerstelle des Autors unterlaeuft sich widerspruechlich selbst, indem sie auktorial
verwendet wird. #-> Kulturtheoriebuch auf Bett: Kittler's Ersatz des historischen
Subjekts durch die Universalmaschine Computer. Von "Wer schreibt Lev Manovich's
Cultural Software?" zu "Wie schreibt man Lev Manovich's Cultural Software?"#
Quellen:
Frederic
Vester. _Die Kunst vernetzt zu denken: Ideen und Werkzeuge fuer einen neuen Umgang
mit Komplexitaet - Ein Bericht an den Club of Rome_. Aktualisierte und erweiterte
Taschenbuchausgabe. Muenchen: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2002. S. 111 und 121
.
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* [eckige Klammern] in diesem Abschnitt von Niels Werber
Last modified: Mo., 07.07.2003 23:17