in
Enki Bilal's Comic-Trilogie _Alexander Nikopol_ ist der Entwurf
einer Zukunft,
ein Blickerfahrbares Modell (Utopie, Distopie). Bilal entwirft
die mögliche
Reflektion eines absurden Szenarios _in_ der Zukunft
(_Die Geschäfte
der Unsterblichen_) und _aus_ der Zukunft (_Die Frau
in der Zukunft_) in
einem fiktiven Raum, der diese Fiktion wiederum
kommentiert, zusammengesetzt
aus Versatzstücken der europäischen
SF- und Film-Kultur der 80er
und 90er Jahre des 20. Jahrhunderts.
Dieses Szenario
"Zukunft" wird abgeleitet von Zukunfts-Szenarien, die
in ihrer "Vision"
einer Gesellschaft mit Anti-Helden, Opfern, Macht
und Parawissenschaften,
etc. bestückt wird, die eine De-Mythologisierung
zuläßt. Das
Zeitmodell Zukunft ist nicht etwas Kommendes, gedacht
als Evangelion, es
wird durch die morbide Darstellung Bilals zu einem
Zeitbereich, der bereits
Vergangenes Zukünftiges fantasiert,
Vision also genau nicht als Blueprint
oder Masterplan begreift.
Technologische Power unterwirft
sich in Bilals TextBildergeschichten
eher dem Tenor 'Gesellschaftlicher Machtkampf',
der soll entlarvt
werden, Apparate- und Bio-Technik ist Nutzen, Wunder und
Hilf- und
Heilmittel. Die Protagonisten verhalten sich zur Technik anstatt
sie
zu steuern - sie verhalten sich in einer Zeit nach dem technisch-
wissenschaftlichen Fortschritt, nach dem Atomkrieg (vgl. "Terminator 1
und 2), nach Detroit (die Auto-Stadt ging nach der Öl-Krise #19--#
in
einen Zustand über, der technik-induzierte
Musik-/Jugenkulturphänomene
wie Techno erst möglich machte). Die
Dialektik des Fortschritts, die
aus dem Bacon'schen Programm der
technifizierten, technizistischen Gesellschaft,
oder umgekehrt, der
vergesellschafteten Technik hervorging, kommt zu einer
Klimax, die
sich an der obsoleten Beherrschung von Natur und Beherrschung
von
Technik messen ließe.* Die Skepsis und Vermutung Bilals ist, daß
Technik in Gestalt nicht nur Fetisch, religiöses Instrument und
Projektionsfläche
ist, sondern andersherum, der Mensch zum Objekt
der Technik und all ihrer
Charakter wurde.
in _Chirality_ von Satoshi Urushihara
dringen Bio-Mechanische Parasiten
in die Körper der Menschen ein und
höhlen sie, ähnlich wie in den
_Alien_-Filmen von Innen aus. Die
nahende Katastrophe ist die
schreckliche Übernahme der Macht durch Maschinen,
wie sie von #Minsky#
propagiert wird (#wo?#), nur der Kampf geführt,
mit guter weil ethisch
programmierter maschineller Kraft, kann den kosmisch
aus dem
Gleichgewicht geratenen Planeten (die Erdachse wurde durch eine Art
Crash im plantaren Computersystem, das die Erde gleichsam steuert,
verschoben)
wieder ins Gleichgewicht bringen. In diesem Kampf wird die
Vorherrschaft
der Menschen über die Maschinen wieder hergestellt. ---
Digimons sind digitale Monster, die von Trainern nach Tamagotchi-
Prinzip
gezüchtet werden und mit denen die Trainer (Kinder, die Spielen
im Kampf
gegen andere Monsterattacken zu Gewinnern werden.
Computerspiel, Literatur
und Realitaetsbezug bilden ein Dreieck
Die Metaphorik lehnt sich an die vulgärform
digitaler Ästhetik an: die
Rede ist von Nullen und Einsen (die symbolischen
Platzhalter im
Binärcode für Strom fließt/Strom fließt
nicht), die Comicbücher werden
als "Dics" bezeichnet, die Episoden
spielen auf dem Kontinent "Folder"
(für engl. Datei-Ordner).
-> Alice im Wunderland
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*Gernot Böhme.
"Am Ende des Baconschen Zeitalters". Frankfurter
Rundschau, Sa.
10. August 1991.