http://www.n0name.de/3000/mo2605.html
Mo., 26. Mai 3000
Die Institution der Medien-Archeologie
graebt fossile Ueberraschungseier aus ur-utopischen Territorien aus, und sieht
infantil dort Portale, wo es sein Refugium als modernen Mythos verortet.
"CYBERTOP
verteidigt das Portal der Fantasie. Cybertop ist die mutigste Cybermaus im Internet.
Gemeinsam mit seinen Cyberfreunden verteidigt er DAS PORTAL DER FANTASIE gegen
die boesen Cattiviren. [...]" Werbe- und Anleitungsprospekt Ferrero Kinder
Ueberraschung (Ueberraschungs-Ei), Maerz 2003.
#Portale sind die Metapher
fuer 'oeffentlich rechtliche Internetseiten' mit Sammelinformation und allgemeiner
Zugangsberechtigung fuer Nutzer, Ports, sind Dateninputzugaenge der PCs ---#
#Zielinski's
These: "offene Laboratorien" (Zielinski S. 321) / »Differenz-Refugium«
Kunst, das "souveraene Gebiet der Poesie" (294) ... als Zuflucht.#
Siegfried
Zielinski (Z) 'verteidigt' in seinen Schlussthesen (-> siehe unten auf dieser
Webpage) der _Archaeologie der Medien_ den kuenstlerischen Standpunkt, die kuenstlerische
Haltung, die kuenstlerische Praxis - ein Amalgam aus Diskurs, Weltanschauung und
Methode, das eine bestimmte gesellschaftliche Ausnahmestellung kodieren soll.
Wie
verteidigt er kuenstlerische Praxis, und vor was verteidigt er sie? Er spricht
von "magischer Phantasie" (294) und einer magischen, "alchemistischen"
(324) Haltung Technik gegenueber (292). Magie und Mythos, so die erste Vermutung,
wird als Strategie der Komplexitaetsreduktion der "Neuen Unuebersichtlichkeit"
(Habermas 1985) entgegengestellt. Aber was ist unuebersichtlich, was soll durch
Strategie 'bewaeltigt' werden und was hat Kino damit zu tun? Magie der Animation.
~
Seine mehrmalige Bezugnahme zum Kino, der "Phantasiemaschine", wie er
sie nennt, ist unuebersehbar. Er verwendet Kino, das Konvergenzmedium des 20.
Jahrhunderts, das Bild, Ton und Theater zu einer Gesamtdynamik verbindet, als
Referenz fuer eine seit den 1980er-90er Jahren anstehende Uebersteigung der Moeglichkeitsbedingungen
der Perzeptionstechniken; Kino wird mit digitalen Medien zu "_expanded cinema_",
an dessen Maszstab sogar die Immersions-Qualitaeten des World Wide Web gemessen
werden - eine nahezu reduktionistisch visualistische analytische Position, die
er spaeter zugunsten auszeninstitutionalisierter Vernetzungsmodelle abschwaecht
bzw. darin ein weiteres kritisches kuenstlerisches Potenzial erkennt - denn Virtumedien
gelten ihm als Laboratorien. (314) Diese Sandkastenlogik (sandbox, testbed) wird
spaeter zum zentralen Moment.
Fuer seine Dialektik einer Oekonomie der
Praxis der technischen Medien von Konkurrenz und Kooperation, stellt Z die Entwicklung
dieser industriellen (alten) und post-industriellen (neuen) Medien und die in
die genetische Linie der jeweils avanciertesten bildegebenden Verfahren (Kino,
TV, Internet), und nicht, wie das Kittler tut, in die genetische Linie der textgebenden
Verfahren (Aufschreibesysteme): "Einer dem Paradigma der Produktivitaet verpflichteten
Oekonomie der Zurichtung, die zunaechst im Projekt des industriellen Kinos und
Fernsehens und vorlaeufig im post-industriellen Phaenomen des _Internets_ muendete,
steht eine Oekonomie der Freundschaft gegenueber. Die erste dient der Effektivierung
von Systemen, ihrem Schutz oder auch dem Angriff gegen andere konkurrierende Systeme.
Die zweite verhaelt sich gegenueber der ersten subversiv und ist luxurioes. Sie
bedarf keiner Legitimation, wie das Vergnuegen und die Kunst keine solche benoetigen.
Sie entfaltet sich, oder es gibt sie nicht. Sie existiert in und neben der hegemonialen
Oekonomie." (312)
Damit hat er die "Oekonomie der Freundschaft"
als Das Andere, oder Das Auszen einer allumfassenden kapitalistischen Oekonomie
definiert. Zu fragen waere, was er mit einer dem "Paradigma der Produktivitaet
verpflichteten Oekonomie" meint und was seine These der a-produktiven, luxurioesen
"Oekonomie der Freundschaft" fuer die Medien und strategisch fuer die
Szene der Medienkunstproduzenten bedeutet.
Habermas diagnostiziert 1984
katastrophisch eine allgemeine Abkehr utopisch-historischen Denkens, die Verbindung
aus Geschichtsbewusztsein und utopischer Perspektive sei in der Krise. Die globalgesellschaftliche
Unuebersichtlichkeit entstamme einer ueberkomplexen Entwicklung sozialer Problemlagen,
denen zum historischen Zeitpunkt blosze Reaktion folge, nicht aber zukunftsgewandte
Reflexion und geschichtlich geschulte Vorstellung. (Habermas S. 143)
Wenn
Z dem "Kulturproduzenten" einen magischen Bezug zu technischen Medien
nahelegt, dann ruft er damit ein Klischees auf, die die "Van-Gogh-Rolle"
und Ausnahmestellung des Kuenstlers in der buergerlichen Gesellschaft nur zu genau
bestimmen: den Schamanen, den Irren, den Leidenden, den Zauberer. Der Kuenstler,
die solitaere Figur, ergreift die Initiative in Medienwelten, deren "untergruendige
Energiestraenge" (Zielinski 294) nur von diesem schamanistisch leidenden
irren Zauberer, der als hybride Figur auch Techniker ist, er-gruendet werden koennen,
um sie fuer die "Umgestaltung der Wirklichkeit" (295) nutzbar zu machen.
Im Rueckgriff auf Cassirer's Technikphilosophie (295) sieht Z die Magie der Kunst
als Moeglichkeit der Heterogenisierung von experimentellen, zunaechst zweckfreien
Produktionsbedingungen, ihren Zustaenden, kurz den Produktionsverhaeltnissen.
Der *Bedarf* strategischer Auslotung von Heterogenisierung setzt *bestehende
Verhaeltnisse* voraus, *die ueberschritten werden sollen*: homogene
Zusammenhaenge. Z geht offenbar von homogenisierten Produktionsverhaeltnissen
aus, welches sich zum "Paradigma der Produktivitaet verpflichteten Oekonomie
der Zurichtung" der Rentabilitaet verdichten laesst, und dem kuenstlerische
Praxis etwas entgegenzusetzen habe. (vgl. S. 312 und 326)
Sein Favorit
bei der Entwicklung kuenstlerischer Programme, als Alternative zur von homogenisierender
Technopolitik (298) hergestellten Rentabilitaet, ist die Differenz, die sich in
programmierten Fehlermeldungen und "satirische[n] Verschiebungen" (299)
ablesen lasse. Diese "Stoerung des Systems" bei seiner gleichzeitigen
Erhaltung ist ein Motiv des klassischen Techno. Stoergerausche werden im Training
veraenderter Hoergewohnheiten zu aesthetisierbaren Artefakten bis sie sich innerhalb
eines neuen Genre-Standards als "Sound" etabliert haben.
Die Funktion
des programmierten Fehlers besteht darin, Korrekturen als Fehler auszugeben, bzw.
umgekehrt, die Fehler, die sich gegen eine linare Nutzung des Mediums stellen,
werden zur Korrektur der bestehenden wissenschaftlichen und vorwissenschaftlichen
Paradigmas der Kenntnis von Technik als der einer funktionsgebundenen, instrumentalen
Technik. Dysfunktion bringt Technik als Funktion ins Bewusztsein, was dann fuer
"Innovationen" sorgt. (296) Innovation liegt letztlich wieder in der
Linie mit dem »Industriell-Kuenstlerischen Komplex«: "Kunst faengt
da an, [...] wo die Industrie aufhoert. [...] Personalunion [...] Kuenstler und
Software-Erneuerer [...]". (Juergen Claus. "Nach dem Kino: Karslruhe:
'Future Cinema' im ZKM". in: Kunstzeitung Januar 2003) >
Do., 29. Mai 3000
Zusaetzlich geografiert Z die alternative oekonomische
Praxis und plaediert dafuer, Stellen in szenischen Peripherien an die Diskurse
anzuschlieszen (-> Kasten S. 299 und 302), die er im Osten geografisch verortet.
Dort liegt nach Z ein dezentalistisches Potential zur Entwicklung zentrumkritischer
Kunstproduktion.
Kritisch an der "Oekonomie der Freundschaft",
die nicht nur in sondern auch neben der hegemonialen Oekonomie bestehe, ist, dasz
diese sog. Geschenkoekonomie, auf die Z anspielt, an der Tatsache der Oekonomie
der bestehenden Produktion des Mehrwert, die ja ebenfalls fuer die Produktion
"extrem fluechtiger Produkte" (302) und Dienstleistungen gilt, nichts
aendert. Die Ideen des Potlatsch, wie sie in Peer-to-peer Netzwerken (#www.kazaa.com
(2003), das fruehe napster
(2000), usw.#) wiederentdeckt werden, uebersehen die Tatsache der basalen Anbindung
ihrer Hintergrundverhaeltnisse an die kapitalistische Oekonomie. Sie sind nicht
mehr als ein Spielfeld, ein digitalisierter Flomarkt und Schwarzmarkt, geduldete
oder illegale Maerkte, die als "informelle Oekonomie" an die 'formelle
Oekonomie' gebunden bleiben. Einfach, weil Produkte und Arbeitsleistung, die innerhalb
dieser Felder auftreten, der Arbeitsfremdverwaltung verhaftet bleiben und der
Mehrwert in andere Felder abflieszt. Die Syndikalisierung, wie sie Z vorschlaegt,
(313) kann nur eine Autonomie-Insel sein, deren Auszenpolitik mit der allgemeinen
gekoppelt ist. Diese Insellage nimmt er sogar dankend an, wenn er sagt die "Oekonomie
der Freundschaft besitzt[e] keine Verallgemeinerungsfaehigkeit"; ihr utopischer
Gehalt wird also von ihm selbst auf die Funktionen der Tauschboerse und des Privaten
zurueckgestutzt.
Z sieht im selbstbestimmten Verfuegen ueber Zeit einer
weiteren Ansatz und verwechselt den Kairos, verstanden als die individuelle Kontrolle
von Zeit mit der Kontrolle des ueberindividuellen Wirtschaftskreislaufs. Trotz
einem in den Text von ihm hineingesampleten Zitat von Max Horkheimer und dessen
Erkenntnis, dasz Geld Zeit ist, tut er so, als wuerde Zeit, als die knappste aller
'Ressourcen', die finanziellen Ressourcen des Individuums bestimmen und nicht
umgekehrt. Dabei geht er soweit, romantisch zur Rueckgabe von Zeit an ein offenbar
gemeintes Publikum seitens der "Kulturproduzenten" aufzufordern ...
deren Ressource somit jedem (zeitbasiertem Medienkuenstler) aequivalent offenliege?
Wohl nur dem, der sie gestaltet (Kinozeit?). P? Was dem Kuenstler bleibe, sei
der Eingriff in die Struktur der Funktionalisierung von Zeit. (
> Mapping Zeit) Anstatt die oekonomischen Bedingungen
zu diskutieren, wie sie die Rest-Zeit, also die ueberhaupt verfuegbare Lebenszeit
zum Lifetime-Value (Arbeit./.Zeit=Arbeitsleistung) macht, setzt er nach George
Bataille auf den Topos einer Praxis der "Verschwendung" (320). Verschwendung
kann aber, aus materialistischer Perspektive, nur stattfinden, wenn ETWAS verschwendet
werden kann. Dieses Etwas wuerde Zielinski wahrscheinlich mit "symbolischem
Kapital" (Bourdieu) gleichsetzen. Zu fragen waere, was die Quellen zur Generierung
dieser Kapitalform sind. Die sozialisationswertverneinenden und ahistorischen
Antworten der Aesthetiker darauf sind: der Kuenstler ist begabt, ... hat Talent,
... ist ein Genie, ... ist gut. Z gibt darauf diese klare Antwort: der alternative
Markt: positiver Verlust des Einen und Bereicheurng des Anderen (320). Von der
"Enteignung der Produktionsmittel" geht er ueber zur 'Enteignung von
Zeit' (317), die nur beendet wuerde, wenn die Souveraenitaet ueber die Zeit wiedergewonnen
wuerde. (320)
Die Logik dieser Praxis der Verschwendung muesste dann wohl
grob lauten: Das "symbolische Kapital" oder "kulturelle Kapital"
setzt der Kuenstler ein, indem er dessen Produkt frei, d.h. bedingungslos (ohne
Tausch, ohne verlangte Gegenleistung = verschwendend) an das Publikum abgibt und
es auf diese Weise aus seinem (unerschoepflichen?) Besitz entlaesst, womit die
Unterschiedsbalance der Besitztuemer von Produkten symbolischen Kapitals (Wissen,
Erfahrung, Sinn) aufgehoben wird oder dieser gesamte oekonomische Aufbau gleich
ganz verlassen wird, indem er ignoriert oder durch eine Handlung, die nicht (Waren-)Tausch
ist und keine Zugangsbeschraenkungen zum Objekt aufstellt, ersetzt wird ("Aufhebung
der Oekonomie"). Man kann - hier zunaechst ohne Begruendung - feststellen,
dasz das immanent und symbolisch bleibt und nach Unterhaltung und Sinnproduktion
klingt, die reellen, monetaeren und Eigentumsbezogenen Kapitalverhaeltnisse jedoch
voellig unberuehrt laesst und im Gegenteil, die Frage der Deterniniertheit von
Zeit, Zeitproduktion und Zeitbewusztsein von der Frage nach den Produktivkraeften
entkoppelt. Um die Produktionsstaette des 'verschwendbaren Etwas' zu chrakterisieren
und gegen die Oekonomie anzusetzen, argumentiert Z (mit Pierre Klossowski, ->
siehe unten S. 325) fuer den Status von Kunst als Ort risikofreundlicher experimenteller
Forschung, fuer das Spiel mit Erfolg und Scheitern, und rehabilitiert wiederum
klischeehaft Kunst als Feld des Zweckfreien (Geld des Zweck-losen, und Interesselosen
? -> Kant's "interesseloses Wohlgefallen" -> _Kritik der Urteilskraft_)
als Alternative entgegen dem Rentabilitaetsdenken des Profits. Attituede?
"Der
Dichter musz sich gluehend. glanzvoll und freigebig verschwenden, um die leidenschaftliche
Inbrunst der Urelemente zu vermehren." (Filippo Tomaso Marinetti. "Manifest
des Futurismus", 1909)
Zum Ende dieser Story- und Argumentationslinie
wird er fast zynsich, indem er die durch Lohnarbeit bzw. Markterfolg abgesicherten
Freizeitaktivitaeten im Netz von Linux-Programmierern und eines prominenten SF-Autors
mit seiner romantischen Vorstellung vom verschwenderischen Produzieren abgleicht
und diesen Modellcharakter zu weist. Offenbar will er Oekonomisches mit A-Oekonmischem
dichotomisieren und zieht dabei die Netzwelt als von oeknomischen Zwaengen weitgehend
befreite Zone und Trainingsgebiet fuer freie und bewuszte Ressourcenvergeudung
der Realwelt des Kapitalismus vor ... Eskapismus? Zitat: "Als verschwenderische
Taetigkeit koennte die kuenstlerische Praxis auch in den Netzen eine glaenzende
Zukunft haben." (355) Mit anderen Worten: Die Aktivitaeten, die aus bezahlter
Arbeit gespeist zu unbezahlter Arbeit werden und als "kuenstlerisch"
klassifiziert sind, sollen gemeinnuetzig werden und von der kulturellen Avantgarde,
die das oekonomisch praktiziert koenne die allgemeine Netzcommunity oder genauer,
die progressivste Repraesentation des "Gefueges" der technischen Welt
(-> # # S. 323) qualitativ inhaltlich und symbolkaptalistisch profitieren.
Somit adelt Zielinski die "Aufhebung der Oekonomie" von Bataille auf
insulaeren geschuetzten subventionierten Terrains, den staatlichen/privaten Refugien
der Kunstproduktion, die in der Mittelvergabe an sie privilegiert ist, aber an
Markt und Warenzirkulation direkt (ueber Loehne, Tantiemen, Gehaelter, Honorare,
Gagen) angeschlossen bleibt, als performativen, virtuellen Akt im informationellen
Raum digitaler Datennetze zu einem futuristischen Modell des Handelns. Er reproduziert
damit Ideen des Cybercommunism und dem Oekonomiefreien Raum der Autonomie und
kommt damit nur wieder auf das Modell des Prototyps fuer den Symbolarbeiter, den
sich selbst vermarktenden / ausbeutenden Kuenstler, der aus dem Geld seines
Jobsektors im Hobbysektor Kultur macht. Exakt die Aussage Geert Lovinks 2003 in
einem Interview (sinngemaesz): "warum musz Kunst immer kommerziell sein?",
"die Leute koennen das doch auch als Hobby betreiben."
Merkwuerdig,
dasz Z erkennt, dasz in den 1990er Jahren auf "die neuen medialen Netze [...]
politische und kuenstlerische Utopien des freien Austauschs jenseits von Markt-
und Machtstrukturen projiziert" wurden (320), er aber seine eigene, diesen
utopischen Topos wiederholende Projektion einer glaenzenden Zukunft verschwenderischer
Taetigkeit in den Netzen als kuenstlerische Praxis, nicht als solche markiert.
Stattdessen erhebt er _Intuition_ zur Domaene der Kunst und zu ihrem Unterscheidungsmerkmal.
(322) Wo und wie oft wurde das schon geschrieben? Er blendet aus, dasz exakt dieses
Skill zum Faktor "Kreatives Potenzial" (
> Die Container-Metapher) gehoert und in der Dotcom-Blase
um 1999-2000 und auch in der Phase der "Konsolidierung" (vgl. den Jargon
z.B. im _Handelsblatt_ 2003) der vormals "Neuen Maerkte" hoechst nachgefragt
erscheint. Als Buzzword der Differenz eignet sich Intuition nicht mehr, es sei
denn als Kategorie der Distinktion.
Wenn am Anfang gefragt wurde, wie und
vor was Z kuenstlerische Praxis verteidigt, dann kann jetzt eine Antwort gegeben
werden. Er verteidigt sie vor der ausgemachten Oekonomiesierung des Kulturellen
(der Kulturproduktionsverhaeltnisse) indem er ihr einen gesellschaftlichen Ausnahmestatus
zugesteht, innerhalb derer in Insellage alternative Formen der Oekonomie von Zeit
und Rentabilitaet experimentell getestet werden. Ob die bei Z implizite Grundannahme
einer Oekonomisierung des Kulturellen so ueberhaupt zutrifft, muesste diskutiert
werden, insbesondere die Systematik und Begrifflichkeit dieser Annahme, naemlich,
ob "das Kulturelle" jemals nicht oekonomisiert war, und wenn nein, ob
das historisch blosz unter Wirtschaftsgesichtspunkten gelesen wird, und ob Kultur
als Gesellschaftsteil generell von einer Restgesellschaft abtrennbar ist.
Zur
Frage warum kuenstlerische Praxis verteidigt werden soll, kann man bei Z spekulativ
eine kulturphilosophiepolitische Motivation ausmachen: Kunst wird als gesellschaftlich
zufluchtbietendes Korrektiv gelesen, in ihrem Bestand selbst besteht ein utopischer
Gehalt zur Umgestaltung von Teilen der Gesellschaft. Insofern ist Kunst "kulturpolitisch"
ein gesellschaftlicher Faktor, der transdisziplinaer und transsozial Loesungen
anbietet. Als Konkurrenz zu anderen 'Sektoren' (Wirtschaft, Politik, Naturwissenschaft)
der Gesellschaft ist der Faktor Kunst permanent gefaehrdet, weil er von Subventionen
und Sponsoring abhaengig ist oder laengst Teil der anderen Sektoren ist. Die konkreten
Produktionsstaetten des Sektors "Kunst", die Labore, sind von Kuerzungen
oder von rentabilitaetsorientierter Vereinnahmung bedroht. Die Rede fuer einen
Intuitionismus, d.h. heiszt fuer eine die Wissensbestaende der Kunst (stellvertretend
fuer die kulturalisierte, weil vom Oekonomischen abgesonderte Praxis) zum Eigenkapital
erklaerende Politik, ist eine Verteidigungsargumentation fuer das Terrain der
Kunst mit der Vorstellung eines "souveraene[n] Gebiet[s] der Poesie",
(294) F? die auf den neusten technischen Stand gebracht wurde? Denn es bietet
sich an, zu fragen: wenn er titelt "[...] Medien [...] technisch[...] Hoeren
[...] und Sehen[...]", was dann *technisch* ist: die Medien, die Wahrnehmung,
oder alles drei?
# # =
markiert von MS
in: Siegfried Zielinski. _Archaeologie
der Medien: Zur Tiefenzeit des
technischen Hoerens und Sehens._ Reinbeck bei
Hamburg: Rowohlt
Taschenbuch Verlag, 2002. S. 292-327 + 355/356 + teilw. Literaturangaben
358-384.
"7. Schlussthesen mit dem Entwurf fuer eine
Kartographie
zur
An-Archaeologie der Medien
"Die
Dinge sind da, warum sie erfinden?"
_Jean-Luc Godard, "Eloge de l'amour",
2001_
-----------------------------------------------------------------
|
Die entwickelten Medienwelten benoetigen kuenstlerische, |
|
wissenschaftliche, technische und magische Herausforderungen. |
-----------------------------------------------------------------
Fuer
die Generation, die an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert erst
damit begonnen
hat, mit und in den Medienwelten schoepferisch zu arbeiten,
ist das Wissen
um die fortdauernde Moeglichkeit einer #magischen
Haltung
gegenueber der Technik# und die Gewissheit, dass eine solche Verausgabung
nicht sinnlos werde, von hoechster Bedeutung. Fotografische und
kinematographische
Apparate, ausdifferenzierte und automatisierte
Gestaltungsformen, elektronische
Instrumente, lokale wie vernetzte
Kalkulationsmaschinen sind fuer die heutigen
Medienaktivisten nicht mehr
prinzipiell neu zu entdecken, wie das fuer die
Avantgarden der 1920er, die
Nachkriegspioniere des Fluxus, der Aktionskunst
und des Video oder die
fruehen Netzwerker noch der Fall war. Sie sind umgeben
von standardisierten
technischen Apparaten und Systemen, zu deren funktionalen
Grundlagen
der Zugang enorm aufwendig geworden und nur wenigen Privilegierten
vorbehalten ist. Dazwischen noch #einen
eigenen Weg hin zum originellen
Ausdruck zu finden ist schwer#, wenn man
nicht einfach fuer die neuen
Kanaele das wieder aufbereiten moechte, was schon
existiert. Viele der
kuenstlerischen und gestalterischen Aktivisten gehen
den Weg, durch
ungewoehnliche Verbindungen vorhandener Ausdrucksmittel und
Materialien etwas zu erzeugen, was sich signifikant von den Erscheinungen
des medialen Alltags unterscheidet. Sie vereinigen sich dafuer beispiels-
292
weise
zu losen temporaeren Kooperationen der Club- oder Tanzszene.
#Kombinationen#
des _D-Jaying_ und des _V-Jaying_ stehen fuer besondere Ver-
bindungen von
Klang- und Bildbearbeitung in Echtzeit, die man als
zeitgenoessisches _expanded
cinema_ [1] begreifen kann. An die Musikma-
schinen, die koerperliche Sensorik
oder gar die Gehirnwellen direkt an-
geschlossene, selbst gebaute oder annektierte
Bilderwelten werden in
verlassene Ruinen des industriellen Wohlstands in technoldem
Rhyth-
mus projiziert. Ihre Auffuehrungsorte sind ehemalige Fabrikhallen, die
in
Koeln und Berlin _E-Werk_ oder in Duesseldorf _Stahlwerk_ heiszen. Wenige
gehen
den riskanteren Weg, naemlich an einzelnen Stellen des ausdiffe-
renzierten
Mediensystems so in die Tiefe zu gehen, dass voruebergehend
die etablierten
Grammatiken in Unruhe geraten. Das ist poetische Pra-
xis im engeren Sinn,
wie sie der magische Realist Bruno Schulz ver-
standen hat: "Wenn die
Kunst nur bestaetigen sollte, was seit eh und jeh
festgelegt wurde, dann brauchte
man sie gar nicht. Ihre Rolle ist die
einer Sonde, die ins Namenlose hinabgelassen
wird. Der Kuenstler ist
ein Apparat, der Vorgaenge in einer Tiefe registriert,
in der Werte ge-
schaffen werden." [2]
In den l930ern hatte der polnische
Schriftsteller einen kurzen Brief-
wechsel mit seinem beruehmteren Kollegen
Witold Gombrowicz. Dieser
schrieb an Schulz, er haette eine Dame, die Frau
eines Arztes, in der
Straszenbahn getroffen, die ihn (Schulz) entweder fuer
einen Verrueckten
oder fuer einen Poseur hielte. Mit dieser Provokation, die
er ueber die Oef-
fentlichkeit der Avantgarde-Zeitschrift "Studio"
lancierte, wollte Gom-
browicz den juengeren Kollegen zum intellektuellen Duell
auffordern.
Schulz verweigerte sich. "... ich glaube naemlich nicht an
den heiligen
Codex der Arenen und Foren, ich verachte ihn . . ." Am Schluss
seines
Antwortbriefs an Gombrowicz laesst er sich doch noch zu einem Urteil
hinreiszen,
das ins europaeische Herz trifft: "Du hast das Zeug zu einem
groszen Humanisten,
was ist denn Deine pathologische Empfindlichkeit
fuer Antinomien sonst, wenn
nicht Sehnsucht nach dem Universalen,
Sehnsucht nach dem Humanisieren _nicht
vermenschlichter_ Gebiete,
Sehnsucht nach der Enteignung partikularer Ideologien
und ihrer Er-
oberung zugunsten der groszen Einheit." [3]
Schulz stammte
aus dem kleinen Ort Drohobycz in Galizien, der
293
heute
zur Ukraine gehoert. In seiner Sammlung von Geschichten ueber
"Die Zimtlaeden"
lud er die vergessenen Dinge und Figuren seines Hei-
matstaedtchens mit seiner
#magischen Phantasie# wie mit neuer Energie
auf.
Der Urheber eines der schoensten und verwirrendsten Buecher des
20. Jahrhunderts,
des "Goetzenbuchs", arbeitete am dortigen Gymna-
sium als Zeichenlehrer.
1942 wurde er naechtens auf der Strasze er-
schossen. Schulz hatte versucht,
im Ghetto zu ueberleben, indem er fuer
einen Offizier von Hitlers SS malte
und zeichnete. Dieser hatte den
Guenstling eines Mannes von der Gestapo umgebracht.
Die Erschie-
szung von Schulz war wiederum eine Vergeltung fuer diesen Mord.
1936,
drei Jahre bevor die Nazis Polen ueberfielen, verfasste er in War-
schau einen
Text, der, wie viele andere, Fragment blieb, "Die Republik
der Traeume".
Im Traum sei "ein Hunger nach Wirklichkeit beschlos-
sen", schreibt
er darin, "eine Forderung, welche die Wirklichkeit ver-
pflichtet, unmerklich
zur Glaubwuerdigkeit und zu einem Postulat her-
anwaechst, zu einem faelligen
Wechsel, der nach Deckung verlangt". Als
Republik der Traeume proklamiert
Schulz "#das souveraene Gebiet der
Poesie#",
in dem "ein Leben der Abenteuer, unaufhoerlicher Blendungen
und Verblueffungen"
gelebt werden koenne. Sein Paradies ist jenem
Reich des flieszenden Honigs
nicht fremd, das Empedokles von der Koe-
nigin Kyris beschuetzen liesz. Er
konzipiert es als #Zuflucht# und vor allem
als
Ort grenzenloser Gastfreundschaft. Wer sich, "von Woelfen oder
Raeubern
verfolgt", dorthin schleppe, sei gerettet. "Er wird im Triumph
eingeholt,
es werden ihm die verstaubten Kleider ausgezogen. Festlich,
selig und gluecklich
tritt er in das elysaeische Wehen, in die Rosensuesze
der Luft", die den
Garten durchdringe, mit seinen "Zellen ... Refekto-
rien und Dormitorien,
Bibliotheken ... Pavillone ... Altane und Belve-
dere." [4]
Faellige
Wechsel, die nach Deckung verlangen, #Verteidigung
von
Antinomien versus die Universalisierung der Restbestaende des Hetero-
logen
und eine Politik, die von der Poesie der Gastfreundschaft durch-
drungen ist:
So koennte man untergruendige Energiestraenge bezeich-
nen# die sich durch
die Tiefenzeit der Medien ziehen. Der Dichter aus
dem winzigen Dorf am Ende
der Welt., dessen Texte und Zeichnungen
fuer viele Kuenstler und Wissenschaftler
der zweiten Haelfte des 20. Jahr-
294
hunderts
implizit Katalysatoren fuer ihre Arbeit an der #Umgestaltung
der
Wirklichkeit# zu ihren Gunsten wurden, [5] inspirierte auch meine
Untersuchung.
Unverhohlen hat sich in der Bewegung durch die Tie-
fenzeit gedachter und gebauter
Medienwelten eine einseitige Faszina-
tion ausgedrueckt. Sie gilt einem magischen
Verhaeltnis zu den Dingen
und ihren Relationen.
In einem brillanten Aufsatz
zu "Form und Technik" befasste sich der
aus Breslau stammende Philosoph
Ernst Cassirer 1930 vom Stand-
punkt des engagierten Aufklaerers mit den #historischen
Beziehungen
zwischen Praktiken der magischen Naturphilosophie und experimen-
teller
Physik#. Die Trennwaende zwischen beiden sah er prinzipiell in
aehnlicher
Durchlaessigkeit, wie Empedokles die Schnittstellen seiner ak-
tiven Organe
konzipierte. Zugleich kritisierte er aber die These, dass die
magischen Kuenste
als unmittelbare Vorlaeufer des naturwissenschaft.-
lichen Experiments zu betrachten
waeren, [6] an einem fuer den moder-
nen Aufklaerer entscheidenden Punkt: "Sie
spricht dem magischen Ver-
halten eine Bedeutung zu und vindiziert ihm eine
Leistung, die erst
dem technischen Verhalten vorbehalten ist. Die Magie mag
sich
immerhin dadurch von der Religion unterscheiden, dasz der Mensch in
ihr
aus dem blosz passiven Verhaeltnis zur Natur heraustritt - dasz er die
Welt
nicht laenger als bloszes Geschenk ueberlegener goettlicher Macht
empfangen,
sondern, dasz er sie selbst in Besitz nehmen und ihr eine
bestimmte Form aufpraegen
will. " [7] Von der systematischen Durchdrin-
gung der Dinge und ihrer
Beziehungen durch die experimentelle Wis-
senschaft und ihrer Implementierung
als Technik waeren die magi-
schen Kuenste aber insofern abzusetzen, als in
ihnen ein ueberhoehtes
Wunschdenken. von der "Allmacht des Ich" traeumte.
Vom
Standpunkt einer Archaeologie, fuer die #poetische
Durchdrin-
gungen der Medienwelten# einen besonderen Stellenwert haben,
laesst
sich zuspitzen, was bei Cassirer anklingt: #Die
magischen Kuenste lassen
sich in ihren Operationen nicht eindeutig zweckbestimmen#,
und sie
setzen eine spezifische Haltung voraus. Diese Haltung ist nicht zu
be-
greifen als eine unterentwickelte Vorform experimenteller Annaehe-
rung
an die Dinge und ihre Relationen, die sich historisch in der Vor-
moderne erschoepft
hat. Cassirer kritisiert, dass die magische Denkform
295
als
"primitiv" ... nach dem Masz und der Sicherheit ihrer inhaltlichen
Kenntnisse"
einzustufen sei. "Der Kreis der Beobachtung ist zu eng, die
Art der Beobachtung
ist zu schwankend und unsicher, als dasz es
zur Aufstellung wirklich haltbarer
empirischer Gesetze kommen koenn-
te ..." [8] Genau hierin liegt aber
das Anregungspotenzial des magischen
Zugangs zu den technischen Medienwelten
begruendet. Die leiden-
schaftliche Konzentration auf einen Beobachtungsbereich
kann sich
die Wissenschaft, die an der Aufstellung verallgemeinerbarer haltbarer
empirischer
Gesetze interessiert ist, ebenso wenig leisten wie das
Schwanken und die Unsicherheit
bei ihrer Durchfuehrung. Aber beide
sind unverzichtbare Voraussetzungen eines
experimentellen Denkens
und Handelns, das sich ein Scheitern leisten kann und
das keine Angst
davor hat, es als Moeglichkeit mitzudenken. Ohne sie verkommt
das Ex-
periment zu einem bloszen Test von vorher aufgestellten Gesetzen. Die
emphatische
Zuwendung zu einer einzigen Idee und ihre Ausschoep-
fung bis zur Neige kann
#fest gefuegte Grammatiken in Unruhe verset-
zen#.
Die etablierten Betriebe antworten darauf in der Regel mit Aus-
grenzung. Aber
diese Ausgrenzung muss nicht von Dauer sein. Im
Hinblick auf die Medien hat
unter anderem die An-Archaeologie dafuer
Sorge zu tragen. Magische, wissenschaftliche
und technische Praxis
folgen fuer sie nicht chronologisch aufeinander, sondern
verbuenden
sich zu bestimmten Zeitpunkten, kollidieren miteinander, provozieren
einander
und halten die Entwicklung so in spannungsreicher Bewe-
gung. #Durch
das Aufeinandertreffen heterogener Zugangsweisen kann
es zu Oeffnungen kommen,
die langfristig sogar zu relativ stabilen tech-
nischen Innovationen fuehren
moegen#. Portas experimentelle Auslotung
der medialen Moeglichkeiten der
camera obscura fuer die Inszenierung
von Ton und bewegten Bildern oder seine
rotierenden kryptographi-
schen Apparate sind dafuer ebenso Beispiele wie Kirchers
Kombina-
tionskaesten fuer mathematische oder musikalische Kompositionen oder
Ritters
Entdeckungen zur Elektrizitaet zwischen chemischen und elek-
trischen Prozessen.
296
------------------------------------------------------------
|
Die Pflege von #Dramaturgien der Differenz
ist ein wirk- |
| sames Mittel gegen die zunehmende Ergonomisierung der
|
| technischen Medienwelten#
im Zeichen des linearen Fort- |
| schritts. |
------------------------------------------------------------
Als
Fokus des Aufeinandertreffens gegensaetzlicher Konzepte fuer schoep-
ferische
Taetigkeiten mit und in den computerzentrierten Medien haben
sich die Handhabung
wie die Gestaltung von _Interfaces_ herausgestellt.
Jene Grenze zwischen Mediennutzern
und Medienapparaten, die im
Deutschen treffender Schnittstelle heiszt, trennt
und verbindet zugleich
zwei unterschiedliche Welten: einerseits diejenige der
an den Maschi-
nen Taetigen, andererseits diejenige der aktiven Maschinen und
Pro-
gramme. Die technologische Entwicklung wie auch die dominanten
Medienkonzepte
der 1990er liefen darauf hinaus, die Grenze zwischen
beiden unmerklich zu machen.
Man sollte einen Computer benutzen
lernen, ohne zu merken, dass man es mit
einer algorithmisch aufge-
bauten Maschine fuer Kalkulationen und Simulationen
zu tun hat. Man
sollte in eine so genannte virtuelle Realitaet von Bildern
und Toenen ein-
tauchen koennen, ohne zu spueren und noch mehr: ohne zu wissen,
dass
man es mit einer praezise vorstrukturierten, berechneten Konstruktion
von
Oberflaechen und Zeitverlaeufen zu tun hat. Die Computer wur-
den fuer ihre
Benutzer wie eine _camera obscura_ inszeniert, an deren Ef-
fekten man sich
erfreuen und mit der man arbeiten kann, zu deren
Funktionsweise man aber keinen
Zugang mehr benoetigt. Gegen eine
reibungslose technologische und semiologische
Ergonomie experimen-
tierten einige Kuenstler im Verbund mit Programmierern,
Physikern
und Ingenieuren daran, auch mit den fortgeschrittenen Technologien
Dramaturgien
der Differenz weiterhin zu ermoeglichen und zu entfal-
ten. In Nachfolge der
klassischen Film- und Videoavantgarden insis-
tierten sie darauf, dass die
Computerwelten als kuenstlich gebaute
zugaenglich bleiben. Die Schnittstellen
zu ihnen in Spannung zu den
Welten auszerhalb der Maschinen zu konstruieren,
sollte den Genuss
dieser Medienwelten erhoehen und nicht vermindern.
297
Unter
"eingreifendem Denken" verstand #Brecht#
eine Alternative
zum optionalen Denken, das die wahre Welt als Warenwelt permanent
einfordert.
Sein #"Kleines Organon zum Theater"#
von 1948 ist ein theo-
retisches und praktisches Plaedoyer fuer eine operationale
Dramaturgie,
eine dramatische Kunst, die nicht nur zur Illusionierung und Reini-
gung
einlaedt, sondern beim Genuss das Denken nicht aussetzen laesst,
Sinne und
Verstand nicht als Gegner betrachtet, sondern als miteinan-
der ringende Kraefte
eines aufregenden Gesellschaftsspiels, das wir
Kunst nennen koennen. Ein vergleichbares
_Organon_ zur Schnittstelle
gibt es noch nicht. [9] Wohl aber entwickeln sich
kraftvolle kuenstlerische
Praxen einer Dramaturgie der Differenz, innerhalb
und auszerhalb der
Datennetze. Markanterweise sind es gerade Gruppen wie das
fuenfkoep-
fige nordamerikanische _Critical Art Ensemble_ oder das deutsch-oesterrei-
chische
Terzett _Knowbotic Research_, die an solchen Konzepten seit etwa
zehn Jahren
kontinuierlich arbeiten. Ihre Projekte sind konsequent
zwischen den Disziplinen
kuenstlerische Theorie und Praxis angesie-
delt; die #Kritik
vereinheitlichender Technologiepolitik# ist wichtiger Be-
standteil.
Perry
Hoberman aus dem New Yorker Stadtteil Brooklyn gehoert zu
den wenigen Einzelakteuren
zeitgenoessischer Produktion von Kunst
mit und durch Medien, denen die Gratwanderungen
zwischen techni-
scher Faszination und eingreifendem Denken auszerhalb der
Netze ge-
lingen. Seine Installation "Cathartic user interface" (1995)
bedient
oberflaechlich den Bedarf nach raschen Entladungen von Frustratio-
nen
und Aggressionen im Umgang mit den aeuszeren Schnittstellen der
Heimcomputer
und ihrer Produzenten. Wie in anderen Arbeiten zu-
vor [10] greift er auch
hier auf eine rudimentaere Erfahrung aus der All-
tagskultur zurueck, in diesem
Fall das Ballwerfen auf gestapelte Blech-
dosen, wie es die Besucher seiner
Installation von den Jahrmaerkten
kennen. Treffer werden dabei gewoehnlich
mit _gadgets_ als Belohnung
gratifiziert. Beim "kathartischen Nutzerinterface"
sind die Konserven
durch Computertastaturen ersetzt. Trifft man eine der aktiven
Tasten,
wird man nicht durch ein Artefakt belohnt, das aus einer Welt auszer-
halb
des Spiels stammt. Die Gratifikationen, die als technische Bilder
auf die mit
den _keyboards_ bestueckte Projektionswand geworfen wer-
298
den,
stammen aus der Welt der Maschinen und Programme selbst. Es
sind ironische
Benutzeranweisungen oder #Fehlermeldungen,
satiri-
sche Verschiebungen#der graphischen Benutzeroberflaechen, Gesichter
der
Agenten der PC-Industrie. Durch die koerperliche Aktion des hefti-
gen Werfens
auf die Objekte der Angst und des Widerwillens wird kurz-
zeitig ein befreiendes
Gefuehl hervorgerufen. Aber die erhoffte Katharsis
tritt nicht ein. Die Gratifikationsofferte
ist eine aus der Welt der Ma-
schinen und Programme, die durch die physische
Aktion nur in ihrer
visuellen Erscheinung attackiert werden kann. Ein Kurzschluss
im ky-
bernetischen System: Der programmierten und standardisierten Welt
ist
nicht durch den Maschinensturm beizukommen. Der war schon im
vorletzten Jahrhundert
nicht erfolgreich. In diese Welt ist nur wirksam
einzugreifen, indem man ihre
Handlungsgesetze lernt und sie zu ueber-
laufen oder zu unterlaufen versucht.
Man muss die Position des Teil-
nehmers eines Jahrmarktspektakels verlassen
und zu einem Operateur
innerhalb der technischen Welt werden, der an ihrer
Andersartigkeit
mitarbeiten kann. Fuer die kuenstlerische Praxis mit Computern
bedeu-
tet das insbesondere, die Codes zu lernen, mit denen sie funktionieren.
Gastev
hat allerdings fuer die Techno-Avantgarde der 1920er schon de-
monstriert,
dass diese Position nicht unbedingt identisch sein muss mit
derjenigen der
Programmierer selbst.
Dass es sich bei dem "cathartic user interface"
um eine Installation
handelt, in der mehrere Besucher zugleich taetig werden
koennen, ist ein
wichtiger Bestandteil des Konzepts, das in den meisten Arbeiten
Hober-
mans zum Tragen kommt. Die aktive Anwesenheit verschiedener Per-
sonen,
die in einem zwielichtigen Handlungsraum miteinander korres-
pondieren, fuehrt
zu Interaktionen zwischen den Besuchern, wie sie im
dunklen Kubus Kino so nicht
moeglich sind. Auch dies ist als ein _expan-
ded cinema_ der besonderen Art
begreifbar
-------------------------------------------------------------
|
Wirksame Verbindungen zu den #Peripherien#
herzustellen, |
| ohne sie in die Zentren integrieren zu wollen, kann
dabei |
| helfen, die Medienwelten offen und veraenderlich zu hal- |
|
ten. |
-------------------------------------------------------------
299
Die
modernen audiovisuellen Massenmedien etablierten sich zuerst in
den industriellen
Zentren. Als Innovationen wurden Kino und Fernse-
hen in Berlin, London, New
York und Paris durchgesetzt, Wir haben
uns daran gewoehnt, Mediengeschichte
aus der Perspektive solcher Me-
tropolen zu denken, zu schreiben und dargestellt
zu bekommen. Diese
Sichtweise fuehrt in eine Sackgasse, nicht zuletzt deshalb,
weil die de-
zentralisierten und vernetzten Mediensysteme die industriellen
und fi-
nanziellen Metropolen nicht mehr in der Weise benoetigen, wie es bei
den
Massenmedien der Fall war. Der Einstieg Japans in den westlichen
Markt hat
schon erhebliche Verschiebungen bewirkt. Mit ihrer Kon-
zentration auf mobile
und elektronische Medienartefakte begannen ja-
panische Unternehmen nach dem
Zweiten Weltkrieg, die geographi-
schen Verhaeltnisse in medienoekonomischer
Hinsicht betraechtlich zu
veraendern. Diese Tendenz verstaerkt sich weiter.
#Seoul oder Singapur
haben gerade erst
damit angefangen, in die hegemonialen Verhaeltnisse
aus der fernoestlichen
Peripherie einzugreifen.# Viele der aktuellen Soft-
wareloesungen werden
zwar noch ueber nordamerikanische Korporatio-
nen lukrativ vermarktet, aber
nicht mehr primaer dort entwickelt. Die
Auto- und Schwerindustrie, mit der
Europas Westen oekonomisch stark
geworden ist, eignet sich nicht als Modell
fuer die Herstellung extrem
fluechtiger Produkte als Dienstleistungen. Die
Medienwelten der Tele-
matik sind so ubiquitaer, wie ihre Konstrukteure prinzipiell
mobil und
nomadisch geworden sind.
Die Suchbewegung durch die Tiefenzeit
des technischen Hoerens und
Sehens, zu dem sich im Verlauf der Untersuchung
das technische Kom-
binieren als weiterer Fokus hinzugesellt hat, engagiert
sich fuer eine dop-
pelte #Verschiebung
der geographischen Aufmerksamkeit: vom Norden
zum Sueden und vom Westen zum
Osten.# Mit dem Markt haben diese
Verlagerungen zunaechst nichts zu tun.
Zugespitzt formuliert stammen
die philosophischen und praktischen Grundlegungen
fuer den Bau der
modernen Medienwelten aus dem Fernen Osten, vor allem aus
den frue-
hen Hochkulturen Chinas, sowie aus den Regionen um das Mittelmeer,
aus
Kleinasien, Griechenland, den arabischen Laendern und ihren Vor-
posten im
suedlichen und suedwestlichen Europa. Am Beispiel der Ent-
wicklung von Konzepten
und Artefakten zur Optik haben wir die Bewe-
302
gung
in groben Zuegen verfolgen koennen. Von den in etwa parallelen
Anfaengen in
China, den griechischen Inseln und Sizilien ueber die Reak-
tivierung und Erweiterung
dieses Wissens durch arabische Forscher
um die erste Jahrtausendwende verschoben
sich die Aktivitaeten und
ihre Verdichtungen allmaehlich nach Norden. Die sueditalienische
Me-
tropole Neapel wirkte in der fruehen Neuzeit als ein Durchlauferhitzer
fuer
die diversen Versuche der magischen Aneignung der Dinge und der
Kenntnisse
ueber sie. Im Norden und im Nordosten traten verstaerkt die
toskanischen Staedte
und vor der Wende zum 17. Jahrhundert das Prag
Rudolfs II. als Drehscheiben
astronomischen, mathematischen und
technischen Wissens auf den Plan, mit Verbindungen
zu London, Ox-
ford, Cambridge, Paris, aber auch dem polnischen Kraków.
Mit dem
Netzwerk des jesuitischen Ordens als intellektueller Avantgarde und
dem
Vatikan als Ordnungszentrale avancierte im 17. Jahrhundert Rom
zu der Metropole,
in der das von der katholischen Kirche akzeptierte
Wissen um die neuen Medienwelten
gesammelt, ausgewertet und welt-
weit wieder verteilt wurde. Den Sueden degradierte
der Vatikan mehr
und mehr zur Peripherie. In weltanschaulicher Konkurrenz zu
Rom
profilierten sich Paris mit seinen katholischen Minimalisten und fruehen
rationalistischen
Aufklaerern, die klassischen Universitaetsstaedte Eng-
lands, London und die
Hochburgen des liberalen Geistes in den Nie-
derlanden. Die Ketzer flohen vor
den Verfolgungen der Inquisition
und hinterlieszen an den Orten, in denen sie
voruebergehend aufgenom-
men wurden, ihre Spuren. Insofern markiert das "Electricorum"
des
roemischen Rhetorikprofessors Mazzolari einen fulminanten Hoehe-
punkt,
zugleich aber auch schon das vorlaeufige Ende dieser geographi-
schen Ordnung.
In der lateinischen Hymne auf die Elektrizitaet von
1767 wurde alles Wissen
ueber diese neue Welt, die fuer die Medien so ent-
scheidend werden sollte,
noch einmal gesammelt und in einer elektri-
schen Fernschreibmaschine technisch
vergegenstaendlicht. Aber die
zeitgemaeszen Protagonisten des Poems stammten
bereits aus ganz an-
deren Orten: aus Dubrovnik, aus Philadelphia oder aus
dem hollaendi-
schen Leiden.
Mit Ritter, Chudy und Purkyne geriet zur 18.
Jahrhundertwende
eine Region verstaerkt in die Aufmerksamkeit, die bis dahin
vor allem
304
Beachtung
gefunden hatte, wenn aus ihr hervorragende Forscher und
Lehrer, die es sich
leisten konnten, in die Universitaetsstaedte Nordita-
liens, nach Rom oder
Paris zum Studium oder zum Unterricht zogen:
das heutige Polen, Ungarn, Tschechien,
mit ihren extrem wechselvol-
len Geschichten von Fremdherrschaften verschiedenster
Art. Ihre Na-
turwissenschaftler und Ingenieure wanderten nun zum Studium und
zur
Lehre teilweise noch in die akademischen Hochburgen Oesterreichs,
aber vor
allem in die Universitaetsstaedte im thueringischen und saechsi-
schen Osten
Deutschlands, nach Dresden, Halle, Jena oder Leipzig. Die
brutalen Einschnitte
des Kriegs und der Nachkriegsgeschichte haben
dazu beigetragen, dass die Verbindungen
zu den oestlichen Orten und
Archiven des Wissens und Modellierens fuer Jahrzehnte
abgebrochen
waren. Wie dem zum Trotz entwickelt sich seit Mitte der 1990er
an der
Grenze zwischen dem deutschen Westen und Osten die Medienfakultaet
der
Bauhaus-Universitaet Weimar zu einem der avanciertesten Lehr-
und Forschungsinstitute.
Tiefer
greifend noch waren die Brueche gegenueber der einstigen rus-
sischen Wissenschafts-,
Technik- und Kunstmetropole St. Petersburg.
Die Trennungen wirkten hier ueber
acht Jahrzehnte in doppelter Weise,
zum einen als harsche politische und ideologische
Abwendung von al-
lem Westlichen, zum anderen als Verschiebung innerhalb Russlands.
Moskau
wurde zur Zentrale der politischen Macht und damit auch zum
Fokus nationaler
wie internationaler Aufmerksamkeit. Seit zehn Jah-
ren existiert mit dem "Theremin
Center" am Staatlichen Moskauer
Konservatorium wieder ein Laboratorium
fuer die Erforschung und Er-
probung neuer kuenstlerisch-medialer Formen. Es
wurde benannt nach
dem Erfinder eines der ersten elektronischen Musikinstrumente,
das
gaenzlich ohne Beruehrung und nur ueber die Beeinflussung elektro-ma-
gnetischer
Wellen durch die Finger- oder Handstellungen des Spielers
funktioniert. Lenin
liesz sich das Instrument 1922 im Kreml erstmals
vorfuehren. Erfunden hat es
der Physiker und Musiker Lev Sergeivich
Termen allerdings 1920 in St. Petersburg,
waehrend seiner Zeit als Leiter
des Labors am dortigen physikalisch-technischen
Institut. Durch Brian
Wilsons legendaere Komposition "Good Vibrations"
fuer die Beach Boys
sind seine seltsam heulenden Klaenge in die Geschichte
der Popmusik
305
eingegangen.
Unter dem Projekttitel "Forgotten future" hat Andrej
Smirnov, der
Leiter des "Theremin Centers", damit begonnen, die Kraft
der alten
Erfindungen wieder in das aktuelle Spiel mit den technischen
Illusionen einzubringen.
Herausragende Kuenstlerinnen wie Anna Ku-
leichov verbinden die aesthetischen
Ideen der russischen Kinetiker,
Kubofuturisten und Suprematisten mit aktueller
elektronischer Kon-
zept- und Performancekunst.
Nicht nur aus dem neuen
Moskauer Laboratorium heraus veraendert
sich die vertraut gewordene Geographie
allmaehlich wieder. Die junge
Kunstszene St. Petersburgs begann schon in den
Jahren der Perestrojka
damit, intellektuelle Verbindungen zu den Hinterlassenschaften
der
Techno-Avantgarde der 1920er herzustellen. In einem riesigen Hinter-
hofgebaeude
in der Pushkinskaja-Strasze residiert nicht nur die provo-
kante "neoakademische"
Schule Timur Novikovs, sondern arbeitet
auch das "Techno-Art Center",
das von Alla Mitrofanova und Irena Ak-
tuganova geleitet wird und in dessen
"Galerie 21" unter schwierigsten
infrastrukturellen Bedingungen medienkuenstlerische
Projekte reali-
siert und die Debatten um sie gepflegt werden. Die "Intermedia"-Abtei-
lung
an der Budapester Akademie der Kuenste nahm ihre Arbeit bereits
im Herbst 1990
auf, vor Beginn der meisten akademischen Initiativen
im Westen, und hat mittlerweile,
zusammen mit dem ihr verbundenen
"Center for Communication and Culture",
einen internationalen Ruf
fuer die Entwicklung auszergewoehnlicher Medienprojekte
erlangt. Mi-
kloes Peternaek, der Direktor beider Institute, konzentriert sich
in seiner
Arbeit unermuedlich darauf, die Anschluesse der neuen Medienwelten
an
die Reichtuemer der ungarischen Technik- und Kulturgeschichte wieder
herzustellen.
"Die Zukunft ausgraben" hiesz 2001 ein Symposium in
Prag, das Jan
Evangelista Purkyne und seinen Entdeckungen fuer das
technische Visionieren
gewidmet war. Jan Svankmajer sorgt mit seinen
virtuosen Animations- und Spielfilmen
seit Jahrzehnten dafuer, dass die
Verbindungen avancierter Medienwelten zur
Tiefenzeit der Prager Al-
chemisten, Magier und Manieristen kraftvoll vorstellbar
blieben.
"Alice" (1987), ((Faust>) (1994) oder "The Conspirators
of Pleasure"
(1996) sind nur drei der juengeren filmischen Meisterwerke
aus der _mun-
dus animatus_ des Prager Surrealisten, fuer die deutsche Kinos
leider ver-
307
schlossen
blieben. [11] Polen hatte - mit der Filmschule in Lodz als
Zentrum - schon
in den 1970ern eine eigene Schule von Videokuenst-
lern hervorgebracht. [12]
Unter der Diktatur Jaruzelskis emigrierten
einige ihrer Protagonisten, wie
Zbigniew Rybczynski, in den Westen
und bereicherten dort die Szene des experimentellen
Films ebenso wie
die kommerzielle Welt des Rock-Videos. Andere, wie Josef Robakowski,
entschieden
sich dafuer, unter politisch und technisch schwierigen Be-
dingungen in Polen
weiterzumachen. Die Biennale in Wroclaw hat sich
in den 1990ern zur wichtigen
Drehscheibe fuer Ost-West-Beziehungen
in der kuenstlerischen Welt der elektronischen
Medien entwickelt. Das
Festival _WRO 2000_ fand in jenem Gebaeude der alten
Universitaet statt,
das in seinem Turm eine der ersten astronomischen Beobachtungssta-
tionen
Europas beherbergte. Die Medienaktivisten der russischen, Pol-
nischen, tschechischen
oder ungarischen Szene beginnen die wert-
vollsten Bestandteile ihrer Museen
und Archive an das fortgeschrittene
technische und mediale Wissen des Westens
anzukoppeln oder lassen es
sich erneut eigenstaendig entfalten.
Ende der
1960er fanden nahezu parallel zwei Ausstellungen statt,
die es sich zur Aufgabe
gemacht hatten, auf je besondere Art die Wech-
selverhaeltnisse zwischen Wissenschaft,
Technologie, Kunst und Me-
dien zu thematisieren. Der schwedische Kurator Pontus
Hulten organi-
sierte am New Yorker _Museum of Modern Art_ "The Machine".
Das war
ein Rueckblick auf die Avantgarden der zurueckliegenden Jahrzehnte
des
Zeitalters der Mechanik. In einem minimalen Appendix wurden aber
auch
Kuenstler und Ingenieure eingeladen, gemeinsame Experimente
mit elektronischen
Instrumenten und dem Computer vorzustellen. In
dem kiloschweren Katalog mit
metallenem Einband drohen die ausge-
stellten elektronischen Projekte am Ende
in blaeulicher Schrift auf wei-
szem Grund zu verschwinden. [13] Aber es war
ein Anfang, zusammen
mit Jasia Reichardts unscheinbarerer Ausstellung im Londoner
_Insti-
tute of Contemporary Arts_, die ebenfalls 1968 stattfand" Ihr
Titel ent-
raetselt sich fuer die An-Archaeologie als ein hoechst willkommenes
Ge-
schenk. Die Ausstellung hiesz "Cybernetic Serendipity". Serendip
ist
eine fruehere Bezeichnung fuer Ceylon. Serendipity bezeichnet im Eng-
lischen
das Glueck, durch Zufall wertvolle Dinge zu finden oder zu erfin-
308
den.
Der Begriff soll durch den Schriftsteller Horace Walpole gepraegt
worden sein,
in dessen Maerchen "The three Princes of Serendip" die
Helden staendig
Dinge entdecken und erfinden, nach denen sie nie-
mand gefragt hat. [15]
Diese
beiden Ausstellungen und ihre Buecher sind Legende, die meis-
ten der Pioniere
rudimentaerer digitaler Graphik oder computergesteu-
erter Installationen bereits
vergessen. Das ambitionierteste Ereignis
dieser Art fand indessen nur knapp
drei Jahre spaeter in der Zagreber _ga-
Ierije grada_ statt. Unter dem Titel
"dijalog sa strojem" (Dialog mit der
Maschine) trafen sich hier zum
ersten Mal Kuenstlerinnen und Kuenst-
ler, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen
aus west- und osteuro-
paeischen Laendern, den USA und Japan, um ihre verschiedenen
Zu-
gaenge zu programmierter Kunst zu diskutieren. Unter vielen anderen
stellte
der Wiener Marc Adrian ein Programm vor, das er zusammen
mit Gottfried Schlemmer
und dem Programmierer Horst Wegschnei-
der entwickelt hatte. Durch einen 162-11-Computer
von IBM wurden
Textfragmente aus populaeren Zeitschriften nach einem Zufallsprinzip
syntaktisch
neu geordnet. Die von der Maschine nach den Regeln des
Programms montierten
Texte wurden dramatisch, durch Schauspieler
(a, b und c), rezitiert. "c:
duerfen sich kreuzpunkte nicht verlieben?
himmel beschwatzen koerperfrisch
telefonleitungen. das muessen sie
auch haben! aber wer sagt denn seinem kind
wirklich, was das ist:
himmel? peinlichkeiten liquidieren muede baeuche oder
doch nicht? / a:
trinken sie peinlichkeiten! frauen finden unabhaengige geschmaecker.
die
martinis kennen keine langeweile. / b: duerfen sich frauen nicht ver-
lieben?
zungen schneiden knospig kreuzpunkte. was geschah mit dem
schoensten titelbildmaedchen
der sowjetzone? " [16]
Im Norden Italiens streiten der Medientheoretiker
und -aktivist
Tommaso Tozzi sowie das Netzwerk-Duo 0100101101101.org fuer eine
staerkere
Integration der avancierten Technologien in die politische und
akademische
Kultur. In Venedig baut Fabrizio Plessi seit Jahrzehnten
schoene barocke Videoskuipturen.
Im Hinblick auf den Sueden ist eine
erneute Verschiebung der Geographie indessen
noch schwer vorstell-
bar. Das liegt an gravierenden oekonomischen Problemen
und man-
gelnden technischen Infrastrukturen. Es hat aber auch damit zu tun,
310
dass
die juengsten innovatorischen Schuebe im Sektor der Medientech-
nologien Resultate
von sozialen und kulturellen Prozessen sind, die
den suedeuropaeischen Gesellschaften
eher fremd sind. Die Arbeit und
das Spiel an den individuellen Endstationen
der Monitore und Daten-
netze finden in Vereinzellung statt, und sie sind im
Wesentlichen immer
noch von geschlossenen Architekturen abhaengig, die an die
globalen
Netze angeschlossen sind. Der imaginaere Aufenthalt im w/w/w besitzt
fuer
Angehoerige einer Alltagskultur, die sich traditionell stark ueber die
Oeffentlichkeit
der Straszen und Plaetze und die orale Kommunikation
definiert, noch wenig
Attraktivitaet. Lediglich das _handy_, mit dem man
die am meisten geschaetzten
Formen des Austauschs mit den Anderen
technisch erweitert praktizieren kann,
bildet hier eine Ausnahme. In
Suedamerika stellt sich diese Situation wiederum
betraechtlich anders
dar. Insbesondere in denjenigen Laendern, deren tele-kommunikative
Systeme
ueber laengere Perioden fuer die Nutzer diktatorisch einge-
schraenkt waren,
wie in Argentinien oder Brasilien, ist die Praesenz des
_Internets_ bereits
weit in den urbanen Alltag hinein vorgedrungen. In
den besser gestellten Stadtgebieten
von Buenos Aires oder Sao Paulo
findet man regelrechte Supermaerkte fuer den
Zugang zum w/w/w. Das
sind Verkaufsstationen fuer Zeit. #Der
Besitzer stellt die Infrastruktur und
die Terminals zur Verfuegung, ueber die
der Kunde sich an das globale
Datennetz anschlieszen lassen kann. Dieser bezahlt
wie beim Eintritt in
die Phantasiemaschine Kino.#
Das einstige Zentrum
der magischen Naturforscher und Erfinder
phantastischer Medienwelten, Neapel,
spielt in der aktuellen Medien-
geographie keine Rolle. Das, was in den Datennetzen
als Simulation
angestrebt wird, das so wenig wie moeglich geordnete und restringierte
Neben-
und Ineinander mannigfaltiger Identitaeten, ist hier Realitaet des
Alltags,
mit allen seinen Inkompatibilitaeten, Desastern und Genuss
versprechenden Ueberraschungen.
So behaelt die Stadt Portas den Sta-
tus, den sie schon fuer viele fruehere
Generationen von Intellektuellen
hatte. Sie ist Ort der Sehnsucht, vor allem
fuer diejenigen, die aus dem
satten und wohl geordneten Norden stammen. In
Herbert Achtern-
buschs Film "Das Andechser Gefuehl" (1974) ist der
vom Regisseur ge-
spielte Gymnasiallehrer gerade vom Freistaat Bayern zum Beamten
auf
311
Lebenszeit
ernannt worden. Das stuerzt ihn in tiefe Depression und Ver-
zweiflung. Anstatt
zum gemeinsamen familiaeren Mittagessen kommt
es in der Kueche zu einem heftigen
Streit mit seiner Ehefrau, in den auch
die Geliebte des Lehrers verwickelt
wird. Von der Gattin mit einem riesi-
gen Fleischmesser attackiert, sinkt er
auf den gekachelten Kuechenbo-
den nieder und haucht, vor den Fueszen seiner
Geliebten, mit den Wor-
ten sein Leben aus: "Neapel sehen und sterben".
Der ebenfalls praesente
Priester, gespielt von dem Filmregisseur und heutigen
Direktor der Ber-
liner Film- und Fernsehakademie Reinhard Hauff, wurde zuvor
in den
Garten vertrieben.
--------------------------------------------------------------
|
#Die wichtigste Voraussetzung fuer die Gewaehr
von relativ |
| machtfreien Raeumen in den Medienwelten besteht darin,
|
| auf den Anspruch der Besetzung ihres Zentrums zu ver- |
|
zichten.# |
--------------------------------------------------------------
In
der Tiefenzeit der Medien lassen sich zwei Modelle beobachten, die
den Spannungen
entsprechen, die Georges Bataille in den 1930ern un-
ter dem Eindruck des Faschismus
und des Stalinismus mit seinem Vor-
schlag zur "Aufhebung der Oekonomie"
aufmachte. #Einer dem Para-
digma der Produktivitaet
verpflichteten Oekonomie der Zurichtung, die
zunaechst im Projekt des industriellen
Kinos und Fernsehens und vor-
laeufig im post-industriellen [17] Phaenomen
des _Internets_ muendete, steht
eine Oekonomie der Freundschaft gegenueber.
Die erste dient der Effekti-
vierung von Systemen, ihrem Schutz oder auch dem
Angriff gegen an-
dere konkurrierende Systeme. Die zweite verhaelt sich gegenueber
der
ersten subversiv und ist luxurioes. Sie bedarf keiner Legitimation, wie
das
Vergnuegen und die Kunst keine solche benoetigen. Sie entfaltet sich,
oder
es gibt sie nicht. Sie existiert in und neben der hegemonialen Oeko-
nomie.#
Selbst in denjenigen Medienwelten, die sich in empfindlicher
Naehe zur Macht
entwickelten, der Telekommunikation und der Krypto-
graphie als ihr Spezialfall,
war diese andere Oekonomie mit groszem Er-
findungsreichtum praesent. Von der
"Polygraphia" des Trithemius ueber
die Vorschlaege zur Fernverstaendigung
Portas bis hin zum "Ortsfor-
312
scher"
Kessiers und der elektrischen Fernschreibmaschine Bozzolis wa-
ren die Konzepte
bis ins konzeptuelle Detail hinein von der Sorge um
den Freund motiviert, der
sich an einem nicht zugaenglichen Ort auf-
halten musste.
In der ersten
Haelfte der 1990er erlebte das _Internet_ eine kurze eu-
phorische Phase. Jeder,
der Zugang zu einem Computer und einem
Telefonanschluss hatte, konnte weitgehend
unzensiert Botschaften
verschicken und empfangen. #Auf
die neuen medialen Netze wurden
politische und kuenstlerische Utopien des freien
Austauschs jenseits von
Markt- und Machtstrukturen projiziert.# Die junge
Szene der internatio-
nalen Netzwerker akzeptierte die alten Grenzen der konkurrierenden
Systeme
von vornherein nicht. Im Gegenteil, Verbindungen zu den zu-
naechst wenigen
frei zugaenglichen und an die internationalen Datenlei-
tungen angeschlossenen
Computer in Osteuropa herzustellen, hatte
fuer ihre Aktivitaeten hoechste Prioritaet.
Das war Bestaetigung und zu-
gleich Test der demokratischen Potenziale, die
man in den nun massen-
haft zugaenglich gemachten telematischen Netzwerken
vermutete. Fuer
die Bewohner der groszen Staedte in denjenigen Laendern, in
denen die
politischen und oekonomischen Umwandlungen sich unter den Zeichen
des
globalen Marktes relativ friedlich vollzogen, wurden sie die schnells-
ten
Anschluesse an die Marktplaetze des Westens. Fuer diejenigen, die,
beispielsweise
im Kosovo oder in Albanien, unter Krieg und Verfolgung
zu leiden hatten, waren
es die einzigen Verbindungen, die der Zensur
nicht ohne weiteres zugaenglich
waren. 1996 begann das _Syndicate Net-
work_ als "ein translokales Netzwerk,
das auf persoenlichen Beziehungen
beruht und auf einer gesunden Mischung aus
Uneinigkeit, Respekt und
Solidaritaet, die jede gute Freundschaft charakterisiert
. . . Das #Syndicate#
hat seine Wurzeln
in den taktischen Medienverbilnden, die Individuen
und Gruppen auf beiden Seiten
des Eisernen Vorhangs und unter ihm
hindurch miteinander verbanden, jenseits
massenmedialer Aufmerk-
samkeit." [18] Auch diese Verhaeltnisse etablierten
sich. Einer der Hoehe-
punkte in den bisherigen Aktivitaeten des _Syndicates_
war der "Deep
Europe Workshop", der 1997 innerhalb der Internet-Plattform
der _docu-
menta X_ in Kassel stattfand. 15 der Syndikalisten aus verschiedenen
Laendern
West- und Osteuropas diskutierten hier unter den Augen der
313
Weltoeffentlichkeit
ihre Vorstellungen eines durch Netzwerke der wech-
selseitigen Achtung verbundenen
Mitteleuropas.
Auch die Subszene der vernetzten Medienwelten, fuer die Syndicate
nur
ein Beispiel von vielen ist, [19] transformiert sich zu Beginn des
neuen Jahrzehnts.
Die Etablierung des World Wide Web als globaler au-
diovisueller Dienstleistungsbetrieb,
der alles zu kommerzialisieren ver-
steht, was auf ein massenhaftes Nutzerinteresse
stoeszt, inklusive von
Datendienstleistungen am Rande der Illegalitaet, hat
die Identitaet eines
hochintelligenten Lumpenproletariats fragwuerdig werden
lassen.
Gleichwohl haben die engagierten Initiativen dazu beigetragen, die
Op-
tion auf eine nicht hierarchisierte Oeffentlichkeit heterogener Bezie-
hungen
auch im Hinblick auf die technisch avancierten Medienwelten
offen zu halten.
Es ist kein Scheitern, dass sie nicht zum zentralen Mo-
dell der so genannten
Informationsgesellschaft wurde. #Die Oekonomie
der
Freundschaft besitzt keine Verallgemeinerungsfaehigkeit. Sie entfal-
tet sich
in und quer zu den etablierten Beziehungen und ist in der Regel
nicht von Dauer.
Sie muss immer wieder neu eingerichtet werden.#
--------------------------------------------------------------
|
Das Problem, eingreifende Medienwelten sich vorstellen, |
|
sie analysieren und schoepferisch entwickeln zu koennen, |
| besteht
weniger darin, einen passenden Rahmen dafuer zu |
| definieren,
als darin, sie sich mit und in der Zeit entwi- |
| ckeln zu lassen. |
--------------------------------------------------------------
Fotografien
sind technisch belichtete ausgeschnittene Flaechen mit vi-
suellen Informationen.
Der Monitor des Fernsehers, Videos oder Com-
puters hat seinen definierten
Rahmen im Verhaeltnis 4:3 oder 16:9; die
Kinoleinwand oder die elektronische
Projektion expandieren diese Ver-
haeltnisse lediglich. Beim Betrachten medialer
Konstrukte haben wir
uns daran gewoehnt, sie als mehr oder weniger groszzuegig
eingerahmte
Bilder anzunehmen. Zumal wenn die Rahmen mit kuenstlerischem An-
spruch
gefuellt werden, entstand daraus das Missverstaendnis, dass wir
es bei jeglicher
medialer Produktion, die wir audiovisuell wahrnehmen
koennen, vor allem mit
der Produktion von Bildern zu tun haben. In
314
Skulpturen
eingelassene oder in Museen zu Monumenten gestapelte
Monitore, mit oder ohne
Lautsprecher, vertieften das Missverstaendnis,
dem Kunsthistoriker und -kritiker
immer noch aufsitzen. Formen pro-
zessualer Kunstpraxis wie das Happening,
die Performance oder die
Aktion waren fuer sie schon schwer handhabbar und
fristen eine Exis-
tenz ganz am Rand ihrer Aufmerksamkeit.
Soweit es die
aesthetischen Disziplinen betrifft, waren die Literatur-
wissenschaften wesentlich
frueher zur Oeffnung bereit. Dramatische
Texte, Lautgedichte oder orale Lyrik
bewegen sich als mediale Formen
genuin in der Zeit. Gotthold Ephraim Lessings
"Laokoon" wurde uns
im Grundstudium am ehemaligen "Institut
fuer Sprache im techni-
schen Zeitalter" in Berlin von Friedrich Knilli
eingefloeszt wie theoreti-
sche Muttermilch. Unter anderen ueber ihn gewannen
wir den Zugang
zur Analyse von Film- und Radiotexten. Auch die Politologie,
Soziolo-
gie und Psychologie nahmen mediale Einzelphaenomene und Struktu-
ren
frueh in ihren Gegenstandskanon auf Sie sind ebenfalis weniger mit
statischen
Objekten im Raum befasst als mit Prozessen, Verhaeltnissen
und Dynamiken. Ganz
zu schweigen von den Physiologen, Physikern,
Chemikern oder Medizinern. Medienapparate
begleiten ihre Forschun-
gen und Experimente schon seit den Gruenderjahren
ihrer Diszi-
plinen. [20] Mischungen, Koppelungen, Rhythmen, Takte, Montagen,
Verlaeufe,
Kollisionen gehoeren zu den Grundmodi, mit denen die Wis-
senschaften von den
Koerpern im Groszen wie im Kleinen zu tun haben.
Auch deshalb spielen die
Musik, der Klang, der Ton in der Medien-
archaeologie eine akzentuierte Rolle.
Kuenste, die mit und durch fortge-
schrittene technische Medien operieren,
sind Zeitkuenste. Das kann sich
in der Herstellung von Illusionen bewegter
Bilder in Form sukzessiver
Fotograflen oder dynamischer graphischer Strukturen
aeuszern. Davon
erzaehlen die industriell bespielten Kanaele der Mediendistribution
all-
taeglich und ueberreichlich. Aber Bilder in scheinbarer Bewegung sind
nicht
mehr als ein Phaenomen von vielen, welche die Kuenste in der Zeit
hervorbringen.
Robert Fludd beschaeftigte sich mit dem Aufbau harmo-
nischer Strukturen ebenso
wie mit Arithmetik oder meteorologischen
Prozessen. Fuer Kircher waren das
Komponieren und das Kombinieren
ebenso wichtige Kunstpraxen wie die Herstellung
ueberraschender vi-
315
sueller
Effekte. Aber einen wirklichen Paradigmenwechsel auch in der
theoretischen
Kunstbetrachtung hat der Physiker und Galvanist Ritter
mit seinem Herunterbuecken
auf die Horizontale, in der die Klangkoer-
per mit den Chladni'schen Figuren
schwangen, angestoszen. Mit der
Elektrizitaet ist den Medienwelten eine neue
Seele eingehaucht worden.
Sie waren fortan nicht mehr primaer statisch zu denken,
sie begannen
zu tanzen, zu oszillieren, zu vibrieren, lebendig zu werden. Damit
gerie-
ten sie auf einen schluepfrigen Boden. Sie bewegten sich nun in enger
Nachbarschaft
zu den Phaenomenen aus dem "Museum des Schlafs"
(Robert Walser),
das die Leute Leben nannten. Porta hatte mit seinen
Projektionen des realen
Auszenraums in den kuenstlichen Innenraum
der _camera obscura_ schon darauf
aufmerksam gemacht. Von nun an be-
fanden sich Beobachter und Teilnehmer medialer
Ereignisse in einem
permanenten Realitaetstest. Verschiedene Wirklichkeiten
traten fuer die
Wahrnehmung in Konkurrenz zueinander Das erhoehte die Moeglich-
keiten
des Genusses, aber auch die Verunsicherungen. Welche der Wel-
ten darf als
wahr gelten und welche als unwahr? Ritter mag die Turbu-
lenzen gespuert haben,
in die Denken und Wahrnehmen damit gerie-
ten, und definierte die neue einzufordernde
Kunstpraxis als Physik. Es
ist noch nicht zu spaet, den Schwingungen in seiner
vor 200 Jahren ge-
haltenen Rede aufmerksam zuzuhoeren. Auch und gerade in
den mit
aesthetischen Phaenomenen befassten Disziplinen koennten Missver-
staendnisse
vermieden werden.
Die Elektrizitaet als Kraft benoetigende Medienwelten und
kuenstlich
hergestellte, prozessierte und rhythmisierte Zeit sind Synonyme.
Das
Nomadentum der zeitgenoessischen Alchemisten aus den elektroni-
schen
Kuensten hat auch logistische und oekonomische Gruende. Sie zie-
hen dorthin,
wo sie gut eingerichtete Labore fuer ihre Experimente vor-
finden und wo ihnen
Freiraeume angeboten werden, in denen sie ihre
instabilen oder gar fluechtigen
Arbeiten voruebergehend installieren und
praesentieren koennen. Einige der
exzellenten Kuenstler aus der ersten Ge-
neration, die sich auf die wenig verlaesslichen
Techniken einliesz, stam-
men nicht aus der Tradition der bildenden Kuenste.
Nam June Paik be-
gann als Musiker und Fluxus-Kuenstler. Steina Vasulka ist
eine virtuose
Geigerin und gab groszartige Violinkonzerte, bevor sie sich dem
Film,
316
dem
Video und Koppelungen ihres Geigenspiels mit den elektronischen
Bildwelten
zuwandte. Peter Weibel stand neben vielen anderen Iden-
titaeten, die er annahm,
als Rockmusiker auf der Buehne und lebt seine
Identitaet als Aktionskuenstler
sogar in seinen leitenden Funktionen als
Direktor medienkuenstlerischer Institutionen.
Alluquére Roseanne
Stone arbeitete unter anderem fuer die Buehnenshows
von Jimi Hendrix,
bevor sie sich der Auffuehrung medienwissenschaftlicher Diskurse
wid-
mete. Perry Hoberman konstruierte Projektionen fuer die multimedia-
len
Konzerte Laurie Andersons, bevor er seine eigenen komplexen In-
stallationen
baute. Auch deswegen haben es solche Kuenstlerinnen und
Kuenstler nicht leicht
mit den Ausstellungsorten der traditionellen bil-
denden Kunst. Galerien und
Museen tun sich schwer mit ihnen. Sie
kommen eher aus einer Kultur der Konzerthalle,
der Clubs, der Tour-
nee, der Strasze als derjenigen der Kontemplation und
der Sammlung.
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|
Poesien des Kairos in den Medienwelten koennen wirk- |
|
same Mittel gegen die #Enteignungen des Augenblicks#
sein. |
--------------------------------------------------------------
Unter
dem Pseudonym Heinrich Regius veroeffentlichte Max Horkhei-
mer 1934 seine
"Notizen zu Deutschland". Er nannte sie im Titel "Daem-
merung".
Darin findet sich ein kleiner Abschnitt mit der Ueberschrift
"Zeit ist
Geld". Es draenge sich "die Frage nach einem Kriterium auf, wie-
viel
Geld eine bestimmte Zeit wert ist", schreibt er darin und faehrt fort:
"Ein
Arbeiter, der sich ein Automobil mietet, um morgens noch rechtzeitig
zur Arbeitsstaette
zu kommen, ist dumm (Vergleich der Fahrtkosten mit sei-
nem Tageslohn), ein
Erwerbsloser, der fuenf Mark in der Tasche hat und ein
Auto benutzt, um Zeit
zu sparen, ist verrueckt, aber schon ein mittlerer Pro-
kurist wird anfangen,
talentlos zu sein, wenn er seine Besuche nicht im Auto
erledigt. Eine Minute
im Leben des Erwerbslosen besitzt einen anderen Wert
als eine Minute des Prokuristen
... Zeit ist Geld - aber was ist die Lebenszeit
der meisten Menschen wert?
Wenn man sich schon nicht scheut, so allge-
mein daherzureden wie ein Sprichwort,
dann ist nicht Zeit Geld, sondern
Geld ist Zeit, ebenso wie es Gesundheit,
Glueck, Liebe, Intelligenz, Ehre, Ruhe
ist. Denn es ist ja erlogen, dasz, wer
Zeit hat, auch Geld hat, mit bloszer Zeit
kann man sich kein Geld verschaffen,
aber umgekehrt." [21]
317
Aus
der Erfahrung einer traege verlaufenden Zeit, die den Kreislaeufen
der agrarischen
Produktion verbunden war, machte Aleksej Gastev vor
gut acht Jahrzehnten den
unverschaemten Vorschlag, Zeitwahrneh-
mung und Zeitpraxis ganz an den Takt
dessen anzuschlieszen, was er
das _Maschinische_ nannte. Es ging ihm dabei
weniger um eine absolute
Beschleunigung als um eine alternative Strukturierung
der Zeit, die
den Arbeitsprozess effektiver machen und dadurch Zeit sparen
sollte.
Die Verkoppelung mit dem mechanischen Apparat auf der Basis seines
binaeren
Codes fuer Bewegungen wollte die Reibungen zwischen dem
biologischen und dem
technischen Koerper eliminieren oder zumindest
auf ein Mindestmasz reduzieren.
Eine neue #Souveraenitaet des Einzelnen#
erhoffte
er sich aus dem bewussten Akt, dass er sich mit dem ganz An-
deren zu einer
neuen Einheit verbaende: der proletarischen Menschma-
schine oder, was in Gastevs
Perspektive dasselbe war, dem Maschinen-
menschen. Diese Konstruktion hatte
fuer den poetischen Organisator
sowohl utopischen als auch elitaeren Charakter.
Er wusste, dass die
Symbiose als Zustand nicht zu erreichen waere, und er nahm
selbstbe-
wusst in Kauf, dass nur wenige hoch qualifizierte und flexible Verbin-
dungen
von Hand- und Kopfarbeitern sich ihr annaehern koennten.
Auf der Basis des
binaeren Codes digitaler Computer sind zu Beginn
des 21. Jahrhunderts Informationen
per _bit_ abrechenbar geworden,
ganz gleichgueltig, ob es sich dabei um Zahlenreihen,
Bilder, Texte oder
Toene handelt. Die digitale Grundeinheit wird neue abstrakte
Waeh-
rung. Als kleinster Techno-Moment ist sie Berechnungsgrundlage fuer
eine
Oekonomie der Dienstleistung in Form von Zeichenproduktionen
und Programmen,
die tendenziell auch diejenigen Kuenste umschlieszt,
die sich ausschlieszlich
durch die vernetzten Medien verwirklichen. Die
Herausbildung solcher Abrechnungsmodalitaeten
fuer das Vergnuegen
und die Arbeit verlief parallel mit der Zuspitzung einer
massenmedia-
len Tendenz, die Jean-Francois Lyotard in einem seiner fruehen
Texte
treffend so umschrieb: "Unsere Kultur zeichnet aus, was sie als
einzi-
gen Auftritt, der fuer sie Ereignis ist, in Szene setzt: den Augenblick
des
Tauschs, das Unmittelbare, den Knueller, die 'reale' Zeit, die fuer sie
die
einzig lebende Zeit ist. Man kann diesen Augenblick, in dem sich die ak-
kumulierte
'tote' Zeit realisiert, obszoen nennen." [22] Die Verfuegbarkeit
318
ueber
die Zeit als momentaner Entscheidungsfaehigkeit geraet damit von
zwei Seiten
unter Druck, als kulturindustrielle obszoene Verdichtung
von Lebenszeit im
inszenierten und gefeierten 'Knueller' und als Instal-
lierung eines allgemeinen
Zeit- und Oekonomiemaszes, das die mensch-
liche Wahrnehmung unterlaeuft.
Das
Zeitverhalten technischer Prozesse ist so beschreibbar: Schon
die Einwirkungsgroeszen
wie Beobachtung, Kontrolle und Steuerung
am Eingang eines durch Apparate vermittelten
Vorgangs sind zeitab-
haengig. Durch den technischen Prozess werden sie umgeformt.
Am
Ausgang eines wie auch immer gestalteten Maschine / Maschine- oder
Mensch
/ Maschinesystems haben wir es wieder mit zeitabhaengigen Er-
fahrungsgroeszen
zu tun. Solche Prozesse kann man auch dynamische
Prozesse nennen. Das mindeste,
was Kuenstler und Ingenieure, die in
solchen Prozessen engagiert sind, zu tun
haben, ist, dafuer zu sorgen,
dass die Umformung, die im Mittelteil des Prozesses
stattfindet, mar-
kante Unterschiede setzt zwischen den Einwirkungsgroeszen
am Ein-
gang und den Ergebnisgroeszen am Ausgang. Das waere wirksame Arbeit
an
der Schnittstelle, noch einmal: ihre Dramatisierung. #Gestaltete
Zeit
muss etwas von der Zeit zurueckgeben koennen, die das Leben den Ein-
zelnen
gestohlen hat.# Das ist einer der schoensten Gedanken Jean-Luc
Godards
zum Kino, der sich aber im Hinblick auf die technischen Me-
dienwelten erweitern
laesst. Schaffen die Medienaktiven die Transfor-
mation nicht, ist die prozessierte
Zeit vergeudete Zeit. Hinter die Faehig-
keiten von Maschinen sollten wir nicht
immer wieder zurueckfallen.
"Wir irren des Nachts im Kreis umher und
werden vom Feuer ver-
zehrt", so beschrieb der Situationist Guy Debord
die Taetigkeit des "Her-
umstreunens", die er gegenueber der "Gesellschaft
des Spektakels" als
einzig wuerdevolle empfand. [23] Die ersten bekannten
Zeitmesser der al-
ten chinesischen Hochkultur waren labyrinthartig strukturierte,
qua-
dratische, laengliche oder runde Metallreliefs. In die Auslassungen
wurde
ein langsam zuendendes Pulver gestreut. Das Verbrennen des
Pulvers im Labyrinth
zeigte das Vergehen der Zeit an. Debord stellte sei-
nen Koerper und seine
Einbildungskraft als Material zur Verfuegung fuer
die Messung der Zeit, in
der er lebte. Was waere die Alternative eines
zeitbewussten Handelns gegenueber
der situationistischen, sich verzeh-
319
renden
Identitaet? Theoretisch koennte sie darin bestehen, Feuer zu sein
anstelle
des verbrennenden Pulvers. Aber diese Position kann man nur
dann einnehmen,
wenn man Gott spielen will, da wir ja Teil des Stoffs
sind, den die Zeit verbraucht.
#Was wir tun koennen, ist, in den Rhyth-
mus
des Verbrennens, in seine Geschwindigkeit einzugreifen, seine
Intervalle mit
zu organisieren. Eingreifende Medienpolitik hiesze in die-
ser Perspektive
aktive Sorge um die Souveraenitaet des Verbrauchs von
Zeit und ihrer Organisation.
Verlustbereitschaft im Sinne der Verzeh-
rung Debords und der Verschwendung
Batailles scheint dabei eine not-
wendige Voraussetzung zu sein.#
#Verlust#
ist aber dann keine Kategorie
fataler Oekonomie, wenn es gelingt, ihn als #Bereicherung
der Anderen#
wirksam werden zu lassen. Andernfalls wuerde die Verzehrung
religioes,
die Verschwendung ideologisch. Und beide Haltungen hatten bereits
verheerende
Auswirkungen in der juengeren Geschichte.
Die Bewegung in die Tiefenzeit medientechnischen
Denkens und
Operierens hat Protagonisten vorgefuehrt, die in unterschiedlichen
his-
torischen Konstellationen zur Transformation von Prozessen beitru-
gen,
indem sie vorhandenes Wissen und Kenntnisse buendelten, er-
weiterten, durch
ihre Zuspitzungen attraktiv kippen lieszen oder mutig
riskantere Wege eroeffneten
als diejenigen, die ihnen durch die etablier-
ten Verhaeltnisse nahe gelegt
wurden. In Anlehnung an eine Bezeich-
nung, die Hoelderlin fuer Empedokles
erfand, kann man sie auch als Kai-
ros-Piloten bezeichnen. In je besonderer
Weise haben sie demonstriert,
dass der guenstige Moment nicht dazu da ist,
um etwas fuer uns zu erle-
digen, sondern dass er ergriffen werden muss.
Die
aus Philadelphia stammenden und in London lebenden Zwillinge
"The Quay
Brothers" inszenieren fuer das Kino und fuer das Theater. Ihre
besondere
Leidenschaft gilt der Beseelung von toten Materialien durch
Techniken des Filmtricks.
Nichts anderes bedeutet Animation. Mit einer
einzigartigen poetischen Kraft
durchstreifen sie in ihren Filmen verges-
sene und verdraengte Orte, vornehmlich
des oestlichen Mitteleuropa,
sammeln Schriftzeichen, Schilder, weggeworfene
Dinge, Artefakte, die
von einer Resistenz des Alltaeglichen zeugen, Rhythmen
und Melodien,
die aus Zeitraeumen zu stammen scheinen, zu denen wir den Zugang
verloren oder uns verstellt haben. Mit einer unvergleichlichen Sensibi-
320
litaet
und virtuosen Praezision animieren sie die Fundstuecke und verbin-
den sie
mit ihrer Einbildungskraft zu minimalen Orgien augenblick-
licher Sensationen.
Eine ihrer Bewegungen fuehrte sie durch das ehe-
mals zu Polen gehoerende Drohobycz.
Eines ihrer fruehen Meisterwerke
wurde "Street of Crocodiles" (1985),
die eigenwillige filmische Inter-
pretation der Kurzgeschichte "Die Krokodilgasse"
aus den "Zimtlaeden"
von Bruno Schulz. Sie ist filmische Kairos-Poesie
_par excellence_. Un-
scheinbare Nebenfigur dieses Films ist ein kleiner Junge.
In den Hinter-
zimmern der von geheimnisvollen Obsessionen, Mannequins und
irrer
Geschaeftigkeit durchdrungenen Laeden der Krokodilgasse sucht er nach
gebautem
Material, das seine draengende Neugierde und spielerische
Lust befriedigen
koennte. Rostige Schrauben winden sich wie von selbst
aus schmutzbedeckten
Bretterbohlen, wirbeln ueber sie hinweg und dre-
hen sich an anderer Stelle
wieder elegant in den Boden hinein. Der
Junge stoppt die Bewegung einer der
Schrauben, dreht sie gegen den
Uhrzeigersinn aus dem Boden heraus und fuegt
sie sorgfaeltig den uebri-
gen lose gesammelten Gegenstaenden hinzu. Eine Figur
aus Metallteilen
mit einer trueben Gluehbirne als Kopf reibt eine eiserne Platte,
die Glimm-
draehte in der Birne leuchten kurz auf, der Junge faengt den Lichtstrahl
mit
einem Taschenspiegel ein und lenkt ihn als Energiebuendel zu einem
mechanischen
Affen, der sich dafuer mit einem heftigen, sofort wieder
abbrechenden Trommelwirbel
bedankt. Spaeter sieht man den Jungen
mit der metallenen Gluehbirnenfigur an
der Seite wieder. Er nimmt sie in
den Arm und stuelpt ihr seine Muetze ueber
den glaesernen Kopf
---------------------------------------------------------------
|
#Kuenstlerische Praxis in den Medienwelten
ist eine Angele- |
| genheit der Verschwendung. Ihre privilegierten Orte
sind |
| nicht Palaeste, sondern offene Laboratorien.#
|
---------------------------------------------------------------
Medienkunst
ist ein seltsames Mixtum compositum. Einerseits bezeich-
net die Verbindung
nahe beieinander Liegendes. Jede kuenstlerische
Praxis benoetigt Medien, um
fuer andere sinnlich erfahrbar zu werden.
Aber Medienkunst ist in den letzten
Jahrzehnten auch als ein spezifi-
sches Konzept kultureller Praxis entwickelt
worden. In dieser Perspek-
321
tive
enthaelt das Mixtum compositum weit auseinander Klaffendes. Es
versucht zwei
verschiedene Welten in einer zusammenzufuegen. Diese
Verkoppelung hat in ihrem
Ursprung auch strategischen Charakter,
weniger fuer die Medien als fuer die
Kunst. Aehnlich wie zuvor schon bei
der _Filmkunst_ oder der _Videokunst_ sollte
das Praefix den damit verbunde-
nen neuen kuenstlerischen Praxen einerseits
eine originelle Absetzung
von den traditionellen ermoeglichen, andererseits
beinhaltete die Ver-
bindung mit der Kunst den Anspruch auf Teilhabe an einem
historisch
gewordenen Markt, an profilierten Verhaeltnissen der Distribution
und
des Diskurses. Der strategische Begriff der Medienkunst spitzte dies in-
sofern
noch zu, als das Praefix _Medien_ spaetestens seit Mitter der 1980er
auf eine
hohe politische und oekonomische Akzeptanz hoffen durfte.
Die Gestaltbarkeit
des Zukuenftigen wurde fest an die Medien gebunden.
Das war zugleich einer
der Gruende, warum die Ablehnung in den tradi-
tionellen Institutionen der
Kunst viel heftiger ausfiel als bei den vorher-
gehenden medialen Konzepten.
Die
_Medien_ stehen in der Mischung fuer eine Reihe von Paradigmen,
die nicht selbstverstaendlich
mit der Kunst verbunden werden. Dazu ge-
hoert das Gebot zum grenzenlos Populaeren.
Die technischen Medien des
ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts adressierten
nicht mehr die
geschlossenen Benutzerkreise gesellschaftlicher Elitegruppen,
sondern
die Moeglichkeit, sozial, regional und national nicht spezifische Publika
zu
erreichen. Das Telefon, die Telegraphie, das Kino, Radio und Fern-
sehen, Videorecorder
oder _compact discs_ entstanden als Kulturtechni-
ken, die weltweit funktionieren
sollten. Die Tendenz zur Ueberschreitung
jeglicher Grenzen ist ihnen als Auftrag
eingeschrieben. Die telemati-
schen Medien verstaerkten diese Tendenz noch
einmal. Diejenigen, die
sie benutzen, identifizieren sich selbst nicht mehr
nur als Zuschauer
und Zuhoerer. Vielmehr wurden sie Teilnehmer in einer globalen
Veran-
staltung, Mitspieler in einem Zusammenhang der Interaktion, den wir
Kommunikation
zu nennen gelernt haben. In dieser Welt haben wir es
nicht mehr nur mit vereinzelten
technischen Artefakten zu tun, son-
dern mit zusammengesetzten technischen
Sachsystemen und, in einem
genaueren Sinn des Wortes, mit Technologie. #Es
geht nicht mehr ledig-
lich um einzelne Vergegenstaendlichungen und Artikulationsformen#
322
#von
Technik, sondern um ein Gefuege, das auch die technischen Faehig-
keiten, die
Ausbildung von Ingenieuren und Informatikern, die Politik
und Oekonomie der
Technik, ihre sozialen wie kulturellen Bedeutun-
gen und selbstverstaendlich
auch die Wissenschaften und Kuenste mit
ihren Institutionen umfasst.# Technologie
ist in besonderer Weise mit
dem verbunden, was man Fortschritt nennt, und insofern
auch mit der
Macht. Auf dem derzeitigen Niveau stehen der Computer und weltum-
spannende
Datenleitungen mit ihren Knotenpunkten im Mittelpunkt.
Sowohl die einzelne
Maschine zur Verarbeitung, Speicherung und
Aussendung von Daten als auch ihre
weltweiten Verbindungen sind
Systeme der Berechnung. Es sind Systeme in der
Tradition der Me-
chanik, auch wenn sie mit noch so hochleistungsfaehiger Elektronik
und
Programmen arbeiten. Denn mechanische Systeme zeichnen sich
dadurch aus, dass
die in ihnen ablaufenden Prozesse formalisierbar
sind - ganz gleich, ob es
sich um analoge oder digitale Vorgaenge han-
delt. [24]
Auch die kuenstlerische
Praxis besitzt in verschiedenen Ausprae-
gungen formalisierbare Dimensionen.
Diese sind erlernbar und lehr-
bar. Man kann sie in Sprache ausdruecken und
in anderen Zeichenfor-
mationen mit hohem Ordnungscharakter. Man kann sie strategisch
entwickeln
und erproben. Insofern kann man vom kuenstlerischen Ex-
periment sprechen.
Deshalb kann ein Atelier mit vorwiegend technolo-
gischer Ausstattung und Ausrichtung
auch Laboratorium genannt
werden. In einem Laboratorium wird geforscht, entwickelt,
getestet,
verworfen und gewonnen. Solche Taetigkeiten haben mit einer Eigenart
kuenstlerischer
Praxis zu tun, die sie mit den Naturwissenschaften und
der Industrie teilt.
Nur hat sie fuer die Kunst ungleich groeszeres Gewicht,
fuer viele macht sie
sogar Kunst erst aus: die Intuition, die Anschauung.
Sie ist eng verbunden
mit der wichtigsten Energiequelle kuenstlerischer
Praxis, naemlich der Einbildungskraft.
Formalisierbarkeit und Berech-
nung einerseits, #Intuition#
und Einbildungskraft andererseits bilden die
Pole des Mixtum compositums Medienkunst
mit Blick auf die Taetigkei-
ten des Subjekts. Sie als Pole einer von beiden
Seiten bespielbaren Skala
zu betrachten, ist eine Alternative zum Dualismus
als bequemer Denk-
weise, die fatal wird, wenn man auf ihm verharrt.
323
Das
Feld dessen, was noch als Medienkunst bezeichnet wird, ist ein
Uebungsplatz
fuer Mischungen von Heterogenem. Es ist somit auch ein
chaotischer Ort, begreift
man Chaos als jenen dynamischen Zu-
sammenhang von Manchfaltigem [25], von
Zufall und Notwendigkeit,
der ohne weiteres nicht ueberschaubar ist und aus
dem die fuer uns ver-
stehbaren Phaenomene und Prozesse hervorgehen. So zumindest
ha-
ben die ersten Schnittstellen-Heuristiker vom 5. bis zum 3. Jahrhun-
dert
vor unserer Zeit, Anaxagoras, Empedokles, Demokrit und Epikur,
das Chaos verstanden.
Warum sollten wir hinter sie zurueckfallen?
Die kuenstlerische Besetzung von
Medienwelten benoetigt Orte, an de-
nen das so verstandene Chaos gepflegt wird,
an denen die Taetigkeiten
der Mischung und der Entmischung, des Zerlegens und
Zusammenfue-
gens als zu foerdernde Aktivitaeten verstanden werden. In der
Zeit der
europaeischen Vormoderne nannte man solche Orte #alchemistische
La-
bore#. Nur reiche Fuersten, Koeniginnen oder Kaiser konnten sie sich
leis-
ten, in Prag zum Beispiel, in London oder, unter der Obhut des Vati-
kans,
in Rom. Sie luden die ungewoehnlichsten Geister ungeachtet ihrer
Herkunft ein,
damit sie aus der Naehe teilhaben konnten an der Arbeit
am Unmoeglichen. Denn
der lange Weg von der Teilung der _prima mate-
ria_ ueber die verschiedenen
Mischungsverhaeltnisse zur _Projektion_, der
letzten Stufe des alchemistischen
Prozesses, in dem die Verwandlung
des Gemeinen ins Edle stattfinden sollte,
war nichts anderes als der Ver-
such, Unmoegliches moeglicher zu machen. Diese
Orte waren nicht von
Dauer. Sie zeugten nicht von derselben Ewigkeit wie die
Saeulenhallen
der Akademien oder Universitaeten. Es waren Orte der Passage,
der
Ueberraschung, des Aufbruchs und des Abbruchs, der Zuflucht. Ging
den
Regenten das Geld aus oder entpuppten sich die eingeladenen Zau-
berlehrlinge
als Scharlatane und nichtsnutzige Betrueger, wurde ihnen
schon einmal ein Ohr
abgeschnitten, landeten sie im Kerker oder wur-
den im besten Fall einfach
zurueck auf die unsichere Strasze geschickt,
von der aus sie den naechsten
laboratoriellen Ort ansteuerten, der
ihnen guenstige Aufnahme zu gewaehren
versprach.
Die Bedingungen fuer die zeitgenoessischen Labore experimenteller
Er-
forschung von Medienwelten in Berlin, Karlsruhe oder Koeln, im japa-
nischen
Ogaki-shi oder in Barcelona, in Budapest oder Moskau haben
324
sich
geaendert, nicht aber die prinzipiellen Beweggruende fuer ihre Ein-
richtung
oder ihren Ausbau. Hinter den modernen, gut ausgestatteten
Entwicklungsstaetten
der Gegenwart stecken vonseiten der Einrichter
die Hoffnung und die Strategie,
dass es den zeitgenoessischen Zauber-
lehrlingen, den Ingenieuren, Programmierern
und Kuenstlern gelingen
moege, aus dem Digitalen Gold werden zu lassen. Einmal
etabliert, ent-
wickelten die Institute allerdings ihre eigene Dynamik. Ihr
Personal
liesz sich nicht einfach zur ergonomischen Gestaltung dessen benut-
zen,
was die Politik Zukunft der Informationsgesellschaft nannte.
Wenn die Bewegungsspielraeume
fuer das Sperrige, das nicht ohne wei-
teres Hineinpassende, das Fremde geringer
werden, kommt es auf den
Versuch an, #das
Moegliche mit seinen eigenen Unmoeglichkeiten zu kon-
frontieren#
und es damit aufregender und lebenswerter zu machen. Mit
eigenwilligen Projekten
operativer Netzpraxis, der Erkundung neuer
Formen kinematographischen oder
videographischen Erzaehlens, der
Oeffnung experimenteller akustischer Raeume,
der Verschiebung des
Kuenstlerischen in die Maschinen hinein bis zur Grenze
des Ertraeg-
lichen, der Ergruendung von Apparaten, nach denen niemand fragte,
oder
der Verbindung performanter Praxen, fuer die es noch keine Buehnen
gab,
traten sie in Verhaeltnisse der Reibung und der Spannung zu ihrem
Auftrag.
Dass dieser in der Regel nicht explizit formuliert worden ist,
macht ihren
Bewegungsspielraum aus. Wirklich fehlschlagen kann
der Versuch nicht. Das Scheitern
war schon den Alchemisten nicht
fremd. Nicht etwa, weil sie besondere Lust
an dieser Qualitaet von Erfah-
rung gehabt haetten, sondern weil die Projekte,
die sie sich immer wie-
der aufs Neue vornahmen, grosz genug waren, damit das
Scheitern in
Wuerde stattfinden konnte.
#Der
franzoesische Maler Pierre Klossowski, der mit seiner Trilogie zu den
Gesetzen
der Gastfreundschaft auch als philosophischer Schrift-
steller beruehmt wurde,
schrieb um 1970 eine bemerkenswerte Oekono-
mie, die erst in den 1990ern veroeffentlicht
wurde. Darin offeriert er
eine Aufloesung fuer den im Mixtum compositum enthaltenen
Konflikt.
Er kehrt die Klage der Kulturpessimisten von der Kapitalisierung
und
damit auch der Mechanisierung der Koerper um, indem er den mensch-
liehen
Leib als Tauschobjekt, als "lebende Muenze" ins Spiel bringt. Be-#
325
#freit
von den unmittelbaren und zielgerichteten Zwaengen der Repro-
duktion, koenne
der so konzipierte Koerper zum souveraen Handelnden
werden. Dem Experiment
spricht Klossowski in seiner Oekonomie eine
besondere Bedeutung zu. Die Geraetefabrikation
werde immer wieder
mit ihrer "zeitweiligen Unfruchtbarkeit" konfrontiert.
Diese trete "um
so deutlicher hervor, als der beschleunigte Rhythmus der
Fabrikation
unablaessig dazu zwingt, der Ineffizienz (in den Produkten) vorzubeu-
gen
- wogegen ihr keine andere Zuflucht zu Gebote steht als die Ver-
schwendung.
Das Experiment, das der Effizienz als Bedingung voraus-
geht, setzt den verschwenderischen
Irrtum voraus. Experimentell zu
erproben, was im Blick auf eine rentable Operation
herstellbar ist, laeuft
darauf hinaus, das Risiko der Unfruchtbarkeit des Produkts
zu elimi-
nieren, um den Preis der Verschwendung von Material und mensch-
licher
Kraft (Herstellungskosten).# [26]
Die an-archaeologische Suchbewegung ist
auch als ein Plaedoyer da-
fuer zu verstehen, die Orte offen zu lassen, die
Gastfreundschaften fuer
das Experiment gewaehren, und moeglicherweise noch
mehr davon ein-
zurichten. Die Grundlage dafuer, dass sie funktionieren koennen,
sind
nicht nur groszzuegige Gastgeber, fuer die Verschwendung im Kuenstleri-
schen
kein Versagen ist, sondern Zeichen von Souveraenitaet und Staerke.
Das Plaedoyer
enthaelt allerdings auch die Forderung nach solchen Gaes-
ten, fuer die kuenstlerische
Praxis mit und in den Medienwelten mehr ist
als nur die geschickt verpackte
Bestaetigung dessen, was wir ohnehin
bereits kennen, was uns langweilt und
was der Harmonisierung des
noch nicht Harmonisierten sowie der Bequemlichkeit
dient: nach Gaes-
ten, die die Einladung zum Experiment als eine Aufforderung
begrei-
fen, an der Unmoeglichkeit der perfekten Schnittstelle des Empedokles
von
Agrigent weiterzuarbeiten. Unter diesem Gesichtspunkt machte
sogar die Rede
von der virtuellen Welt Sinn. Die Bereitschaft zur eige-
nen Verschwendung
ist das Geringste, das diese Oekonomie den Gaesten
abverlangen sollte. Darin
steckt auch der Trick ihres Funktionierens.
Kuenstlerische Praxis im _Internet_
ist ueberfluessig. Diejenigen, die sie
sich leisten koennen, verdienen ihr
Auskommen _off-line_ oder mit einer
zweiten, nicht kuenstlerischen Identitaet
in Form einer produktiven Ar-
beit im Netz. Auch die Etablierung des frei zugaenglichen
Betriebssys-
326
tems
Linux als Alternative zum industriellen _Microsoft_ folgte ursprueng-
lich
der Logik einer solchen Oekonomie. Diejenigen, welche die Be-
triebssoftware
kontinuierlich fuer alle Netzbenutzer erweiterten und
verbesserten, taten das
in ihrer Restzeit, neben ihrer Arbeit als ver-
sorgte Akademiker oder gut bezahlte
Programmierer. Fuer die Genera-
tionen von Kuenstlern, die ihre Arbeiten ausschlieszlich
als prozessuale
fluechtige Medienwelten realisieren, verschaerft sich die Situation
noch
betraechtlich. Olla Lialina aus Moskau kommt vom Schreiben und vom
experimentellen
Film. Von ihren filigranen und engagierten Arbeiten
im Netz kann sie nicht
leben, obwohl sie mittlerweile weltweit als
Kuenstlerin geachtet ist. Das Gleiche
trifft fuer viele andere zu, fuer ihren
Landsmann Alexej Shulgin, den Belgrader
Vuk Cosic oder den Erfinder
der _poetry machine_, David Link. Sie leben in
Doppelexistenzen zwischen
solider Arbeit zum Broterwerb und der Erfindung eingreifender
kuenst-
lerischer Dynamiken fuer die weltumspannenden Datennetze der Infor-
mation
und Kommunikation oder von deren Praesentation auf interna-
tionalen Foren.
Der Texaner #Bruce Sterling brachte es 2001
waehrend
einer Diskussion in Koeln auf den Punkt, indem er sagte, er koennte
die
Zeit und Kraft fuer seine Projekte im Internet nur deshalb investie-
ren, weil
der weltweite Verkauf seiner Science-Fiction-Buecher ihm die
Existenzgrundlage
dafuer verschaffte. Als verschwenderische Taetigkeit
koennte die kuenstlerische
Praxis auch in den Netzen eine glaenzende Zu-
kunft haben.#
Anhang
7. Schlussthesen
[1]
So heiszt ein legendaeres Buch Gene Youngbloods von 1971 aus den Anfaen-
gen
der kuenstlerischen Verwendung von Computern fuer den Film.
[2] Schulz in einem
Brief an Stanislaw-Ignacy Witkiewicz, in: Schulz 1967,
Bd. 2,92.
[3] Der
Briefwechsel ist enthalten in: Schulz 1967.
[4] Alle Zitate aus: a.a.O., 17-24.
[5]
2001 entdeckte der Schriftsteller Christian Geissler in Drohobycz die Reste
der
Wandmalereien wieder, die Schulz im Kinderzimmer des Sohns des SS-
Offiziers
anfertigen musste. Durch die Veroeffentlichung des spektakulaeren
Funds wurde
etwas aktuell, was ueber Jahrzehnte durch Schichten der Ver-
draengung und
des Vergessens unsichtbar geblieben war. Durch das Droho-
bycz des Bruno Schulz
zogen sich Linien der groszen weiten Welt der Kunst,
der Wissenschaft und der
Medien. Der Poet Geissler aus dem hohen Norden
Deutschlands ist nur einer von
vielen. Der Filmemacher Peter Lilienthal
355
wurde
genauso durch Schulz inspiriert wie der Kunsttheoretiker John Ber-
ger oder
die Regisseure "The Quay Brothers".
[6] Diese These vertritt auch
Lynn Thorodike. Cassirer bezieht sich hier jedoch
auf die Arbeiten James George
Frazers aus den ersten Jahrzehnten des 20.
Jahrhunderts, die dieser unter dem
Titel "The Golden Bough" (gekuerzte
Ausgabe dt. Der goldene Zweig.
Reinbek 1998) veroeffentlichte.
[7] Cassirer 1930, 31.
[8] Ebenda.
[9]
Als ersten Ansatz dazu vgl. Roeller/Zielinski 2001, 282-286.
[10] Vgl. ausfuehrlicher:
Zielinski 2001, 8-27.
[11] Vgl. zu seiner und Eva Svankmajers kuenstlerischer
Arbeit den ausgezeich-
neten Katalog Svankmajer 1997.
[12] Zur Videoentwicklung
in Osteuropa vgl. Milev 1993.
[13] Hulten 1968.
[14] Das Buch zur Ausstellung
erschien drei Jahre spaeter: Reichardt 1971.
[15] The Shorter Oxford English
Dictionary on Historical Principles, Vol. II. Ox-
ford University Press 1993,
1946.
[16] Marc Adrian: "syspot", in: Kelemen/Putar 1971, 167.
[17]
"Post-industriell" ist hier nicht im Sinne einer Nach-Zeit zu verstehen,
denn
das oekonomische Zentrum ist nach wie vor industriell basiert. Ich be-
nutze
den Begriff im Sinne Jean-Luc Godards, der damit gern auf die Hege-
monie der
Post bzw. der Gesellschaften der Telekommunikation fuer die Dis-
tribution
von Bildern und Toenen nach dem Zweiten Weltkrieg verweist.
[18] Vgl. den Beitrag
Andreas Broeckmanns, "Gesichtswechsel oder: protobal-
kanische Entidentifizierungen",
in: Kovats 2000, 364-372, Zitat 368.
[19] Einen guten Ueberblick enthaelt das
Medienpaket "Readme! " hg. v. nettime,
Autonomedla 1999.
[20]
Auffaellig in der Tiefenzeit der Medien ist der hohe Anteil von professionel-
len
Aerzten. Eine Geschichte des Wechselverhaeltnisses von Medizin und Me-
dien
ist meines Wissens noch nicht geschrieben worden.
[21] Horkheimer 1934, 28.
[22]
Deutsche Uebersetzung in: Lyotard 1987, 40.
[23] Debord 1978, das Anfangszitat
ist zugleich der Titel von Debords letztem
Film vor seinem Testament (vgl.
Debord 1985).
[24] Vgl. dazu hervorragend: Taube 1966.
[25] Lorenz Oken
(3. Aufl. 1843) benutzt dieses schoene Wort zur Bezeichnung
von Verschiedenartigem.
[26]
Klossowski 1998, l0f.
356
Literatur
Cassirer,
Ernst: Form und Technik. 1930.
Debord, Guy: In girum imus nocte et consumimur
igni. Wir irren des Nachts im
Kreis umher und werden vom Feuer verzehrt.
Berlin: Tiamat, 1985.
(Horkheimer, Max) Heinrich Regius: Daemmerung. Notizen
in Deutschland. Zue-
rich: Oprecht & Helbing, 1934.
Hulten, K. G. Pontus:
The machine - As Seen at the End of the Mechanical Age.
New York: Museum
of Modern Art, 1968.
Kelemen, Boris, Radoslav Putar: dijalog sa strojem/dialogue
with the machine.
Zagreb: bit international, galerije grada, 1971.
Klossowsky,
Pierre: Die lebende Muenze (uebers. v. Martin Burckhardt). Berlin:
Kadmos,
1998.
Kovats, Stephen (Hg.): Ost-West Internet/media Revolution. Frankurt/M.:
Campus, 2000.
Lyotard, Jean-Francois: Zeit haben. In: Aesthetik &
Kommunikation Nr. 67 / 68,
1987, 40.
Milev, Rossen: Video in Osteuropa.
Sofia: Balkan Media, 1993.
Oken, Lorenz: Lehrbuch der Naturphilosophie. Zuerich:
Friedrich Schulthesz,
3. Aufl.. 1843, Erstaufl. 1810/11.
Reichardt, Jasia:
The Computer in Art. London: Studio Vista, Van Nostrand
Reinhold, 1971.
Roeller/Zielinski
2001 [Literaturangaben?]
Schulz, Bruno: Die Republik der Traeume. Fragmente,
Aufsaetze, Briefe, Grafiken (hg.
v. Mikolaj Dutsch, uebers. v. Josef Hahn
u. Mikolaj Dutsch). Muenchen: Han-
ser, 1967.
Svankmajer, Eva/Jan: Anima
- Animus - Animation. Prag: Slovart, Arbor Vi-
tae Found., 1998 [1997 ?]
Taube,
Mortimer: Der Mythos der Denkmaschine. Kritische Betrachtungen zur
Kybernetik.
Reinbeck: rowohlts deutsche enzyklopaedie, 1966."
_____
Quellen:
Pierre Bourdieu. _Die feinen Unterschiede: Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft_.
Frankfurt am Main: suhrkamp, 1987.
Juergen Habermas. "Die Krise des Wohlfahrtsstaates
und die Erschoepfung utopischer Energien". in: _Die Neue Unuebersichtlichkeit_.
Frankfurt am Main: suhrkamp, 1985. S. 141-163 .