http://www.n0name.de/3000/sa0102.html
Sa., 1. Februar 3000
Comics1 zeigen eine Beschaeftigung
mit Technik, mit "Techno-Technik" um genau zu sein. In den Japanischen
Mangas, speziell den Techno-Comics (#_Cirality_, _Neon Genesis Evangelion_#),
tritt metallische Technik immer in den Koerper ein, der Koerper in sie, Technik
wieder aus dem Koerper heraus und so weiter. Die Bild-Entwuerfe zeigen eine Auseinandersetzung
und Ineinandersetzung mit dem Roboter, dem Cyborg, mit der genetischen Transformation,
der totalen Energie (Atomkraft) (_Akira_) ---. Alle thematisieren das Verhaeltnis
zur technischen Technik (tTechnik)2 in Ambivalenz zur Position von Macht und System.
Soldaten sind im 18. Jhdt. (?) 'Cyborgs' -> englische Armeeparaden
"Trooping the Colour", Parade zum Geburtstag der englischen Königin
wie Automaten, in stilisierter Praezision und Uniformitaet, sich dem Bild
eines immergleich funktionierenden Automaten annaehernd
Krieg und Combat
(Schlacht), Verschwoerung und Ent- bzw. Ermaechtigung sind in diesen Bildgeschichten
wiederkehrende Muster, oft in einer (fatalen?) Schleife des Zwangs zur Anwendung
von tTechnik
Was ist Techno-Technik? Techno-Technik ist ein Form des
Post-Zustands der Technik der #'Postindustriellen Revolution'# ---, Technik und
seine Repraesentanten die Apparate und Interfaces sind ueberpraesent oder verschwunden
- im Sinn John Cage's, der phrophezeite Technik muesse/wuerde verschwinden, d.h.
1. sich minimieren und/oder 2. aufgehen in eine zweite Umwelt. Mit 2. ist gemeint,
dass die Differenz Technik | Natur damit beendet sein koennte, dass Technik zum
quasinatuerlichen Environment der darin handelnden Wesen wird, sich oberflaechlich
und technisch als Umwelt darbietet. F?
_____
1 von Bilal, Hergé,
Moebius, der Comic und Anime_Akira_ und die Comic-Serie_Neon Genesis Evangelion_
--- #Bilal_---_; Hergé_Reiseziel Mond_, _Schritte auf dem Mond_; #Jodorowsky#
Moebius _---_ Digimon #
2 #"technische Technik" (tTechnik), zur
Unterscheidung der Maschinen-Technik ODER IST DIE TECHNISCHE TECH EINE, DIE DIFFERENZ
VON TECHNIK SCHON BEINHALTET? von sozialer, kuenstlerischer etc. Technik und nicht
an Apparate gebundene Technik.#
Technik
Techno-Technik
technische Technik
Welche Design-Form bekommt Technik
zugewiesen?
> techkub.gif Scan aus _Die Technovaeter_. Der metallisch-glatte
Kubus ist Synonym fuer die artifizielle, antibiotische Kaelte einer Geraete-Technik,
in quadratischer Ordnung harter Kantenbegrenzungen und in perspektivistischen
Ausmaszen der kalkulierten Proportion der kubischen Grundform des Containers.
> Di., 27. Mai 3000
techkub.gif
... wie Kubrick's vollkommener makelloser Monolith in
_2001: Odyssee im Weltraum_ ... extraterrestrisches Outer Space-Superzeichen des
Vor- und Auszersprachlichen ... unbedingter Signifikant ohne Signifikat ... der
ultimative Alien ... in einer Dialektik der Aufklaerung gegen die instrumentelle
Ratio*... Die kubische Sockelform ... im Emblembuch von Gabriel Rollenhagen von
1613 schwebt der Kubus "und verkoerpert das unwandelbare Wesen von Gott".
... Technik-Form-Design verkoerpert sinnbildhaft immer auch Auszertechnisches.**
vwersatz_kl.jpg
-> Matthias Weiß. "qb". http://www.serverfestival.net/qb/index.html
[29.11.2002]
In der ehemaligen "Elektropolis Berlin" werden
2000 die Umspannwerke vom "Stromversorger" Bewag zum Verkauf angeboten.
Das Bewag-Abspannwerk "Buchhändlerhof" in der Mauerstraße
war in den 1990ern der Technoclub "E-Werk". "In den Maschinenhallen
kann man sich fühlen wie im Raumschiff (...)."*** Vormals Hightech wird
zum transfunktionalisierbaren Denkmal (-> Detroit?).
"Berlins
Aufstieg zur führenden Industriekapitale des europäischen Kontinents
verdankte sich im ausgehenden 19. Jahrhundert der Elektroindustrie, namentlich
dem Erfolg von Siemens und der AEG. Siemens war 1847 als Telegrafenanstalt entstanden
und hatte enormen Aufschwung mit der 1866 durch Werner Siemens gemachten Entdeckung
des dynamoelektrischen Prinzips bekommen. Die AEG wurde von Emil Rathenau 1883
als Deutsche #Edison#-Gesellschaft gegründet,
um die elektrische Glühlampe in Deutschland zu vermarkten. Rasch einigten
sich die beiden Firmen auf ein partnerschaftliches Vorgehen. Während Siemens
die Fertigung von Dynamomaschinen, Leitungs- und Kabelsystemen übernahm,
konzentrierte sich die AEG auf die Produktion von Beleuchtungsanlangen und die
öffentliche Stromversorgung. Um diese gewährleisten zu können,
gründete die AEG 1884 den Vorläufer der heutigen Bewag, die "Städtischen
Elektrizitätswerke Aktiengesellschaft zu Berlin", die 1914 ins städtische
Eigentum überging.
Vor allem nach der Gründung Groß-Berlins 1920 stieg der Strombedarf gewaltig an. Neben Industrie, U- und Straßenbahn waren es die Privathaushalte, die die Nachfrage steigerten. 1914 waren erst 5,5 Prozent von ihnen an das Stromnetz angeschlossen; 1925 waren es schon 25 und 1932 sogar 75 Prozent. Um die #Elektrifizierung# Berlins zu gewährleisten, erhöhte die Stadt nicht nur die aus den Kohlebaurevieren bezogene Fernstrommenge, sondern ließ auch neue innerstädtische Kraftwerke bauen. Um eine reibungslose Stromverteilung zu gewährleisten, wurde Berlin mit einem 30 000-Volt-Leitungsnetz überzogen. Die nun in allen Teilen der Stadt errichteten Abspannwerke dienten dazu, den Strom auf 6 000 Volt herunterzuspannen und für Industriebetriebe, U- und Straßenbahnen nutzbar zu machen. Der für die Privathaushalte gedachte Teil ging an diverse Stützpunkte, die wiederum Netzstationen und Transformatorensäulen speisten, in denen die Spannung auf 220 Volt reduziert wurde. Ohne ein solch ausgeklügeltes System wäre es in den "Roaring Twenties" ziemlich still geblieben, und Berlin hätte sich 1928 kaum als "Lichtstadt Europas" feiern können.
Bei der Umsetzung des neuen Energiekonzepts für die Vier-Millionen-Stadt ging die Bewag, wie sie seit 1923 hieß, gemeinsam mit der AEG und den Siemens-Werken vor. Siemens war für die Kraftwerke verantwortlich, die Bewag plante und baute die Gebäude zur Energieverteilung. Leiter des Baubüros war von 1924 an der ehemalige Gemeindebaumeister von Steglitz, Hans Heinrich Müller. Bis 1933 entwarf er für die Bewag über vierzig Gebäude, denen die architektonische Nähe zu den Bauten von Peter Behrens für die AEG und Hans Hertlein für Siemens anzusehen ist. #Spätestens seit Peter Behrens Turbinenhalle von 1909 verbargen sich Industrieanlagen nicht mehr in Innenhöfen oder hinter den eigentlichen Zweck verschleiernden Fassaden, sondern traten selbstbewusst als solche auf und kündeten damit vom Kulturanspruch der wichtigsten Produktivkraft der Neuzeit.#
(...) Weder Behrens noch Hertlein mussten Rücksicht auf eine vorhandene historische Baustruktur nehmen. Im Zuge der Randwanderung der Industrie bauten sie damals meist außerhalb der Stadt. Müller hingegen war mit der umgekehrten Aufgabe konfrontiert: Er musste mit seinen Bauten hinein in die Stadt, hinein in die Wohnquartiere. (...) wo er mächtig wirkende burg- oder klosterähnliche Bau-Ensembles errichtete. (...)
(...) Vieles erinnert an Hertleins zeitgleich realisierte Bauten in der Siemensstadt, etwa das streng Sachliche der Fassaden, doch in Details seiner sonst ornamentlosen Architektur ist Müller geradezu expressionistisch. (...)
Obwohl seine Bauten klar und rationell gegliedert sind und die streng-rhythmische vertikale Gliederung bestimmter Fassadenpartien eine große Ernsthaftigkeit ausstrahlen, haben sie dank der Anklänge an die norddeutsche Backsteingotik und den dunkelroten Klinker etwas #Geheimnisvolles# und lassen im Betrachter versunkene Bildwelten aufsteigen. Diese architektonische Zweideutigkeit begründet nicht nur die faszinierende Kraft von Müllers Architektur, sondern #korrespondiert mit dem Wesen dessen, was sie beherbergt: der Elektrizität.#
Denn einerseits ist der elektrische Strom eine der nützlichsten Triebkräfte der modernen Lichtwelt, andererseits hat er durch seine Unsichtbarkeit und Gefährlichkeit etwas #Magisches#. Und obwohl in den Abspannwerken die Grundlage für das Maschinengetöse der Fabriken und das massenhafte Treiben in den Straßen gelegt wird, scheint hier nichts Sichtbares zu geschehen. Kaum ein Mensch wird zur Aufsicht gebraucht, nur die Transformatoren brummen vor sich hin.
Aber mit dem #Brummen# hat es nun ein Ende: Was einst als Inbegriff des technischen Fortschritts galt, ist diesem selbst zum Opfer gefallen. Heutige Umformwerke kommen mit einem Zehntel der Fläche aus. Wenn jetzt die Bewag nach neuen Nutzern sucht, ist das ein ebenso schwieriges wie lohnendes Unterfangen. Selbst wenn die Gebäude verkauft sein werden, verbleiben die markanten Ziegelbauten im öffentlichen Gedächtnis als Repräsentanten der Entwicklung Berlins zur einstmals weltweit führenden Stadt der Elektrizitätswirtschaft - und werden so noch immer für die Bewag werben.
Dass Kultur und moderne Dienstleistungsunternehmen in aufgegebene Fabrikgebäude und Gewerbehöfe ziehen, ist nichts Neues. Bemerkenswert ist allenfalls, dass es gerade die aufs äußere Erscheinungsbild so erpichten und sich zur Avantgarde des 21. Jahrhunderts stilisierenden Neuen Medien sind, die bevorzugt in antiquierte Gemäuer einziehen. "Wir wollten nicht in gesichtslose Karnickelställe, wir wollten eine richtige Location", sagt Erik Spiekermann, Gründer von Metadesign.
Interessanter vielleicht ist die Frage, wie denn überhaupt eine adäquate Architektur für die in den virtuellen Weiten des Internets behausten Medien- und Designfirmen aussehen könnte. Ist dies vielleicht ein Paradox: einen festen Ort bauen zu wollen für jene, die sich im globalen Nirgendwo des World Wide Web tummeln? Andererseits dauert es immer eine Weile, bis für neue Bauaufgaben gelungene Realisierungen gefunden werden. Die ersten Fabriken der beginnenden Industrialisierung zogen noch in leer stehende Schlösser und säkularisierte Klöster ein. Weit über hundert Jahre vergingen, bis mit der AEG-Turbinenhalle von Peter Behrens oder Walter Gropius Faguswerk der Bauaufgabe entsprechende Lösungen gefunden wurden. Bis auch den Protagonisten der Informationsgesellschaft Ähnliches gelingen wird, sind sie in den früheren Elektrizitätsbauten gar nicht so schlecht untergebracht. Schließlich waren auch diese Teil einer gigantischen Vernetzung.
Das Buch "Elektropolis Berlin -
Historische Bauten der Stromverteilung. Eine Publikation der Bewag" ist zu
beziehen im Bücherbogen am Berliner Savignyplatz (Telefon 030-3121932) und
kostet 59,80 Mark. In den Maschinenhallen kann man sich fühlen wie im Raumschiff
Orion."*
umspnwrk.jpg, (Martin Kaltwasser. ausrangiertes Modell Umspannwerk Paul-Lincke-Ufer,
Berlin)
"Transformator
Stromumwandler, in der Energietechnik üblicherweise eingesetzt zur Umwandlung von einem Spannungsniveau auf ein anderes.
Prinzipell kann man elektrische
Energie einer beliebigen Spannung über Leitungen transportieren. Jedoch hängt
der Verlust bei der Leitung elektrischen Stroms ganz entschieden von der Stromstärke
ab, die durch die Leitung fließt.
Über weite Strecken ist
es wesentlich effizienter, elektrischen Strom bei hohen Spannungen zu transportieren,
bei der Stromerzeugung und bei dem Endverbraucher werden üblicherweise kleinere
Spannungen erzeugt bzw. benötigt.
Daher wird
die Spannung zum Transport über Hochspannungsleitungen mit einem Transformator
hochgesetzt, in der Nähe z.B. kleinerer Verbraucher - Haushalte und kleiner
Industriebetriebe - wieder herabgesetzt auf letztendlich 400V (üblicher Drehstrom)
oder 240V (üblicher Wechselstrom)." aus: Michael Bockhorst, www.energieinfo.de
[2000].
Zdenek Pesanek, der tschechische Licht-Kinetiker, erfindet
1926-30 eine Licht-Plastik fuer die Edison Transformatorenstation in Prag, konstruiert
zu einem Konglomerat aus Flugzeug, Strommast und Planetenmodell-Superzeichen,
das wie ein Denkmal sein soll für die Technik, die auch aus Prag eine elektrische
Stadt machte, ein Konzept der illuminierten Architektur und Metropole, Elektrizitaet
informiert in (kuenstliches) elektrisches Licht, dem Signum der industriellen
Moderne, dem informationellen Traeger. Licht wird, wie Film, zum bewegten demokratischen
und internationalen Medium, das sich auf moderne Technologie gruendet. Geht man
nah an die Rekonstruktion (1995-96) heran, ist ein Brummen zu hoeren, das rekonstruierte
simulierte (?) Brummen elektrischer Transformatoren.****
Flugzeug: #uebermenschliche
Mobilitaet#, Strommast: #skulpturale Technik# und Planetenmodell: #kosmologisch#
lkpets.jpg
lkpets1.jpg
lkpets2.jpg
(Verkleinerte Rekonstruktion der Licht-Plastik von Zdenek Pesanek fuer die
Edison Transformatorenstation in Prag, National Gallerie Prag. Matze Schmidt.
Videostills. 2001.)
_____
* Alexander Seibold. "Woher? Wohin?: Stanley
Kubricks Odyssee zum Unbedingten". Wolfgang Jeschke und Sascha Mamczak (Hg.).
_Das Science Ficion Jahr 2003_. S. 184-268 .
** Donat De Chapeaurouge. _Einfuehrung
in die Geschichte der christlichen Symbole_. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgemeinschaft,
1991 (1984). S. 115 .
*** Kai Michel. "Denkmäler der Vernetzung:
Nachmieter gesucht: Die Berliner Elektrizitätsbetriebe haben historische
Prachtbauten der Stromversorgung im Angebot". Archiv Berliner Zeitung. 15.07.2000.
****_Zdenek Pesanek 1896 1965_. Ausstellungskatalog. Center for Modern and Contemporary
Art of the National Gallery in Prague - Veletrzni palac, u.a. 1996. S. 234-267
und S. 385-403.