Die
korrelative Bestimmung der Begriffe Natur und Gesellschaft
auf der Basis der
emergentistischen Denkfigur ist selbst Teil eines umfassenderen
Prozesses, in dem die
Hinterfragung und Neubestimmung von Sinn und Zweck des
wissenschaftlich-technischen
Fortschritts anstehen. Die Antwort, die mit der
Dialektik von Natur und Gesellschaft auf die Frage
nach der wissenschaftlichen
Begründung einer Naturpolitik der nachhaltigen Entwicklung gegeben
wird,
kann als Teil einer Antwort auf die globale Problematik überhaupt gesehen
werden und
darauf, was die Ursachen und die Inhalte der wissenschaftlichen
Umbrüche der Gegenwart sind.
So wie sich Naturvernutzungspolitik
und Naturschutzpolitik als zwei Extreme erwiesen haben,
jenseits derer die
gangbare Alternative liegt, stellt sich die Frage der adäquaten Beantwortung
der
globalen Herausforderungen ähnlich. Die zwei Pole der Naturpolitik
sind die ökologisch gewendeten
Sonderfälle zweier entgegengesetzter
Haltungen bezüglich der Beeinflussung der Techno-, der
Öko- und
der Soziosphäre überhaupt, die beide ebenfalls fruchtlose Bemühungen
zur Bewältigung
der Probleme versprechen. Gefragt ist, ob es jenseits
der impraktikablen idealtypischen Alternative
der Fortsetzung des eingeschlagenen
Weges oder der Umkehr einen Ausweg gibt.
Die Antwort
aus dem Blickwinkel einer evolutionären Systemtheorie mit emergenzphilosophischer
Grundlage lautet Ja. Aus ihrer Sicht ist die angebotene Alternative zu eindimensional.
Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen bildet die Auffassung, daß
die Kontroverse um den
Naturbegriff Moment eines umfassenderen Streits zwischen
wissenschafts- und
technikoptimistischen und -pessimistischen Meinungen, zwischen
Fortschrittsgläubigkeit und
-feindlichkeit, ist, und daß dieser,
ungleich früheren derartigen Auseinandersetzungen in der
Geschichte der
Ideen, an Tiefe gewonnen hat, nachdem historisch nacheinander unter dem
Eindruck
der Atombombe, industriell-agrikultureller Verwüstungen und von Hunger, Elend
und Tod in
den armen Teilen der Welt das Bewußtsein von der Zerstörungskraft
und Störanfälligkeit der
menschlichen Technosphäre, von der
Empfindlichkeit und Endlichkeit der menschlichen Ökosphäre
und von
der Unbeständigkeit und Unausgewogenheit der menschlichen Soziosphäre
gewachsen ist.
drei Analyseebenen auseinandergehalten
werden: die ethische, die ontologische und
die methodologische.
Auf den ersten Blick können, idealtypisch zugespitzt, Natur und Gesellschaft
in einem
ausschließenden oder in einem einschließenden Sinn definiert
werden.
Duale Sicht
Bei der ersten Alternative haben die Begriffe nichts miteinander gemein. Sie sind
inkompatibel, sie
existieren einfach nebeneinander und können keine Verbindung
eingehen, weil sie keine
Anknüpfungspunkte haben. Diese Begriffsbestimmung
ist dualistisch.
Ethisch gesehen liegt jedenfalls
der Standpunkt der radikalen Anthropozentrik vor, ganz gleich, ob der
fortgesetzten
rücksichtslosen Expansion und Kolonisierung der Natur das Wort geredet wird
oder der
Rückzug aus der Natur, die künftige Enthaltsamkeit oder
die sofortige Selbstaufgabe legitimiert werden soll.
Diesem radikal anthropozentrischen Standpunkt liegt eine Auffassung über
die Seinsweise der
Designate zugrunde, die deren getrennte Existenz unterstellt.
Natur und Gesellschaft sind demnach
selbständige, disjunkte Wirklichkeitsbereiche,
die nicht aufeinander einwirken können. Jedem
Bereich werden andere Wirkfaktoren
zugeeignet. Ontologisch gesehen wird eine Dichotomie von
Natur und Gesellschaft
angenommen
Dichotomisierung
Insofern in dieser dualistischen Begriffswelt der Kultur eine Distinktion zuteil
wird, die der Natur
fehlt, methodologisch, ontologisch und ethisch, möchte
ich sie Kulturalismus nennen.
Hypostasierung des
Unterschiedlichen
[idealisierte Projektion (Hypostasierung)]
Da gesellschaftliches Handeln in
natürliche Zusammenhänge eingebunden sei, wird entweder
behauptet,
daß die letzteren nach Art eines Sachzwanges Einschränkungen darstellen,
die
bestimmte Anweisungen für die ersteren zur Folge haben (...) eine
genuine Ökozentrik bzw.
eine anthropomorphe Ökozentrik
Die ökozentrische Ethik ist ontologisch unterlegt.
Die Gesellschaft sei Teil der Natur. Als solcher sei
sie den selben Gesetzmäßigkeiten
unterworfen und zeige die selben Erscheinungen, wie sie auch
sonst in der
Natur anzutreffen seien. Das bedeutet eine Identität der Gesellschaft mit
der Natur
durch die Reduktion des Gesellschaftlichen auf nichts als eine Unterart
des Natürlichen (...)
das ist die #Hypostase
der Einheit in der Natur
Gegenüber
dem Kulturalismus#, der auf die Eigenständigkeit der Gesellschaft abhebt,
betonen die
Reduktion wie die Projektion die Untrennbarkeit von der Natur
und die unentrinnbare
Angewiesenheit auf diese, was sie entweder als Naturalismus
ausweist, der alles mit
Naturgegebenheiten erklärt, oder als Anthropomorphismus
kennzeichnen läßt, der menschliche
Besorgnisse in naturalem Gewand
ausdrückt.
Idealtypisch
zugespitzt, bewegen sich die kulturalistischen wie die naturalistischen und
anthropomorphen Varianten der Naturpolitik auf einem Kontinuum, dessen Pole Naturnutzung
im
Sinne des Offenhaltens der Natur für alle beliebigen Interventionen
(Vernutzung und
Verschmutzung eingeschlossen) auf der einen Seite und Naturschutz
gegen jegliche anthropogenen
Eingriffe auf der anderen bilden.
Sowohl bei der dualistischen als auch bei der reduktionistischen/projektionistischen
Denkfigur
handelt es sich um keine echten Korrelationen der Begriffe Natur
und Gesellschaft, sondern
entweder um deren fein säuberliche
Trennung zum Zwecke der Abhebung des einen vom andern
oder um die Überführung
des einen in den andern zum Zwecke ihrer Gleichsetzung.
Erst jenseits von Dualitäts- und Identitätsdenken kann ein Zueinander-in-Beziehung-Setzen
der
Begriffe gelingen, das so differenziert wie möglich, aber so einheitlich
wie nötig ist, um in guter
alter dialektischer Manier den Grundbegriff
der Natur- und den der Gesellschaftswissenschaften in
ihrer gegenseitigen
Bedingtheit auszuloten, deren Eigenständigkeit, ja Gegensätzlichkeit,
anzuerkennen und zwischen den Gegensätzen zu vermitteln, ohne sie zu eliminieren,
ganz so wie
es die Transdisziplinarität vom Denken heute fordert.
Kurz, eine Emergenzphilosophie scheint mir das Mittel der
Wahl, um Natur und Gesellschaft zu
korrelieren.
Das Gesellschaftliche hat das Natürliche zu seiner Grundlage, zu seiner Voraussetzung
keine
Gesellschaft ohne Natur, ja keine Gesellschaft ohne ihre Natur,
denn diese Natur ist die Folge
dieser Gesellschaft.
Das Natürliche
als das in Natur und Gesellschaft Gemeinsame allein ist abstrakt, konkret ist
die
Gesellschaft als das Gesellschaftliche und das gesellschaftlich modifizierte
Natürliche.
Das Wesen der Gesellschaft ist das Gesellschaftliche
und nicht die Natur.
Diese Sichtweise soll, auf die
Ontik angewandt, die Seinsbereiche Natur und Gesellschaft
historisch-genetisch
und logisch-strukturell in einem begreifen: die Gesellschaft als das neue
Ganze, das aus der Natur auftaucht statt Dichotomie und Identität
Emergenz. Emergenz ist das
Auftauchen von Eigenschaften oder Dingen, die sich
von denjenigen Eigenschaften und Dingen, aus
denen sie auftauchen, unterscheiden,
gleichwohl aber nach ihrem Auftauchen mit jenen innerlich
verbunden bleiben.
Die Realität wird als diachron und synchron zugleich unterstellt, (...).
Im Gegensatz zur dualistischen Ontologie, aber in Übereinstimmung mit der
reduktionistischen reißt
die dialektische die Qualitäten verschiedener
Entwicklungsphasen nicht auseinander, sondern läßt
das Neue aus
dem Alten hervorgehen, aber entgegen Reduktionismus und Projektionismus, die das
Neue aus dem Alten herleiten wollen, als ob es in diesem schon enthalten wäre
und durch
Ent-wicklung nur mehr aus diesem herausgerollt zu werden bräuchte,
und dabei die Qualität des
Neuen in Abrede stellen, betont sie übereinstimmend
mit dem Dualismus die eigenständige Qualität
der höheren Stufe.
Sie erklärt das Alte zur notwendigen Voraussetzung des Neuen, ohne es
hinreichen zu lassen.
Die Normen
steuern die Handlungen, die die vergesellschaftete Natur beeinflussen, sie emergieren
jedoch im Detail unvorhersehbar was als ein gutes und schönes
Leben gewertet wird, variiert
innerhalb einer Bandbreite, die sich historisch
verändert. Dieser praktische Syllogismus des Aristoteles
ist auch die
einzig korrekte Form, auf das Sollen zu schließen.
Die emergentistische Denkfigur einer Dialektik Natur-Gesellschaft, die im Erkennen
zwischen den
allgemeinen und den besonderen Seiten der natürlichen und
gesellschaftlichen Welt vermittelt, in
der Auffassung vom Sein zwischen dem
Reich der Natur und dem der Gesellschaft, im Bewerten
zwischen natürlichen
Gegebenheiten und gesellschaftlichen Zielen, ist nicht nur fähig, den Sprung
von den Natur- zu den Gesellschaftswissenschaften anzustellen, sondern richtet
die Naturpolitik
auch quer zur Alternative Natur(ver)nutzung (und -verschmutzung)
versus Naturschutz auf die
Herstellung von Rahmenbedingungen für eine
nachhaltige Entwicklung von Natur und Gesellschaft
aus.
Jenseits von Fortschritt und Rückschritt
Die korrelative
Bestimmung der Begriffe Natur und Gesellschaft auf der
Basis der
emergentistischen Denkfigur ist selbst Teil eines umfassenderen
Prozesses, in dem die
Hinterfragung und Neubestimmung von Sinn und Zweck des
wissenschaftlich-technischen
Fortschritts anstehen. Die Antwort, die mit der
Dialektik von Natur und Gesellschaft auf die Frage
nach der wissenschaftlichen
Begründung einer Naturpolitik der nachhaltigen Entwicklung gegeben
wird,
kann als Teil einer Antwort auf die globale Problematik überhaupt gesehen
werden und
darauf, was die Ursachen und die Inhalte der wissenschaftlichen
Umbrüche der Gegenwart sind.
So wie sich Naturvernutzungspolitik
und Naturschutzpolitik als zwei Extreme erwiesen haben,
jenseits derer die
gangbare Alternative liegt, stellt sich die Frage der adäquaten Beantwortung
der
globalen Herausforderungen ähnlich. Die zwei Pole der Naturpolitik
sind die ökologisch gewendeten
Sonderfälle zweier entgegengesetzter
Haltungen bezüglich der Beeinflussung der Techno-, der
Öko- und
der Soziosphäre überhaupt, die beide ebenfalls fruchtlose Bemühungen
zur Bewältigung
der Probleme versprechen. Gefragt ist, ob es jenseits
der impraktikablen idealtypischen Alternative
der Fortsetzung des eingeschlagenen
Weges oder der Umkehr einen Ausweg gibt.
Die Antwort
aus dem Blickwinkel einer evolutionären Systemtheorie mit emergenzphilosophischer
Grundlage lautet Ja. Aus ihrer Sicht ist die angebotene Alternative zu eindimensional.
Die Argumentation für eine Fortsetzung des eingeschlagenen Weges kann nicht
plausibel machen,
wie ein bloßes Mehr an Wissenschaft und Technik unter
Beibehaltung der gegenwärtigen
ökonomischen Triebfedern und politischen
Rahmenbedingungen eine qualitativ veränderte Situation
heraufführen
könnte, wenn die jetzige Lage bereits einer geringeren Quantität derselben
Entwicklung geschuldet ist. In dieser konservativen Variante wird die Kontinuität
verabsolutiert und
die Notwendigkeit oder Möglichkeit eines Qualitätssprungs
geleugnet. Es handelt sich der Denkfigur
nach um Reduktion bzw. Projektion.
Entweder wird die Lösung der globalen Probleme als etwas
angesehen, womit
im Rahmen der Moderne zu Rande gekommen werden kann, ohne daß es
irgendwelcher
einschneidenden Modifikationen der zivilisatorischen Entwicklung bedürfe,
oder es
wird den bestehenden Verhältnissen eine um Größenordnungen
andere Problemlösungskapazität
attestiert, weil Hemmschuhe von diesen
Phantasien nicht zur Kenntnis genommen werden.
Der Ruf nach einer Umkehr (...) Diese utopistisch-radikale Spielart gesellschaftspolitischer
Leitlinien
verabsolutiert die Diskontinuität und leugnet die Möglichkeit
oder Notwendigkeit des Fortbestehenlassens
gewisser Verläufe und Beziehungsgefüge
in der gesellschaftlichen Enwicklung, sie dualisiert die schlechte
Wirklichkeit
und das erwünschte Gute bis zu dem Punkt, daß eigentlich keine Handlungsmöglichkeit
mehr übrig bleibt.
Über diese beiden Alternativen
hinaus geht ein Ausweg, der die Möglichkeit und die Notwendigkeit
sowohl
der Diskontinuität als auch der Kontinuität der in der gesellschaftlichen
eingeschlossenen
wissenschaftlich-technischen Entwicklung herausstreicht.
Ein Qualitätssprung ist gefordert, der die
bisherige Qualität in
ihrer Rolle als dominante Qualität beendet, aber als dominierte Qualität
beibehält und gewisse ihrer Seiten im Zuge der Durcharbeitung nach der Übernahme
durch die
andere Qualität zu bewahrenswerten, weil entwicklungsfähigen,
Seiten erhebt.
Eine solche Forderung drückt
sich in der Formel von der Reflexion der Moderne wie des
wissenschaftlich-technischen
Fortschritts aus: Die Vernunft wird nicht zu Grabe getragen, weil sie
zur
instrumentellen Vernunft verkommen ist, sondern muß auf sich selbst gewendet
werden. Einen
anderen Maßstab zur Kritik der Vernunft als die Vernunft
selber gibt es nicht.
Exkurs: Bacons Umarmung der Natur
Francis Bacon
wird oft als männlicher Ahnvater der neuzeitlich-abendländischen Wissenschaft
gesehen. Seine Äußerungen verleiten gerne zur undifferenzierten Desavouierung
der
Wissenschafts- und Technikentwicklung, die zur heutigen Malaise geführt
habe. Ganz im Sinne
(...) [einer] Unterscheidung von Programm und Ideal möchte
ich mit einigen Textstellen Bacons
illustrieren, daß sein Ideal nicht
(...) verworfen zu werden braucht und seine
Aussagen zumindest nicht uneindeutig
sind und eine Vereinnahmung als Sündenbock durch die
fundamentalistische
Kritik fragwürdig bleibt. Revidiert werden muß das Programm.
Ich betrachte hier nacheinander Zitate, aus denen Bacons Einschätzungen des
Verhältnisses
Mensch-Mensch, des Verhältnisses Mensch-Natur und
des Verhältnisses Mensch-Technik
erschlossen werden können. Die
Zitate entstammen allesamt seinem Werk Weisheit der Alten
(De
sapientia veterum), das 1609 in lateinischer Sprache erschienen (...) ist.
Was die Verhältnisse der Menschen zur Natur betrifft,
verdient festgehalten zu werden, daß Bacon
Orpheus Herkules gegenüberstellt,
dessen Taten auf einen Zustand physischer Unterjochung und
gewaltsamer Befriedung
der Natur hinauslaufen. Herkules nimmt Bacon in seine Allegoriensammlung
gar
nicht auf. Orpheus sei dagegen ein anbetungswürdiger und wahrhaft göttlicher
Mensch und
Meister der Harmonie, der mit seinen Weisen alle überwältigte
und hinriß, und nach Bacon
übertreffen die Werke des
Orpheus diejenigen des Herkules, so wie die Werke der Weisheit
diejenigen der Stärke an Würde und Kraft übertreffen (34).
Durch die Werke der Weisheit, wie
sie die Darbietung des Orpheus
repräsentierten, ergäben sich die Errichtung von Häusern,
die
Gründung von Städten, die Bebauung von Feldern und das Anlegen
von Obstgärten, so daß man
mit Recht sagen kann, Steine und Bäume
hätten ihre Plätze verlassen und sich um die Menschen
versammelt
(36), nachdem auch schon alle Arten wilder Tiere ... ihre jeweilige Natur
ablegten, all
ihren Zorn und ihre Wildheit vergaßen, nicht länger
vom Stachel und der Raserei der Wollust
getrieben wurden, ... sondern sich
zahm und friedlich ... um ihn (Orpheus, W.H.) versammelten
(35).
#In der Frage des Verhältnisses der Menschen
zur Technik betrachtet Bacon diese nicht nur als
Mittel der Erleichterung
des täglichen Lebens, sondern als Mittel der *Annäherung an den
paradiesischen Urzustand*, in dem die Menschen die Dinge der Natur beim Namen
zu nennen gewußt
hätten, worin das *regnum hominis* bestünde.#
Bacon ist m.W. der erste Denker, der die
Notwendigkeit der Technikfolgenabschätzung
und -bewertung betont, auch wenn er diese in seiner
#Utopie
Neu-Atlantis# [> Fr., 2. Mai 3000
- The New Atlantis <tagged>] in der beschränkten Form etwa heutiger
Ethikkommissionen verwirklicht
sehen will. Am Beispiel der Daedalus-Sage hebt
er hervor, die mechanischen Künste sind von
zwiespältigem
Nutzen, da sie ebenso schädlich wie heilsam sind. Zweifellos
verdankt ihnen das
menschliche Leben sehr viel... Aus derselben Quelle entspringen
aber auch Instrumente der Wollust
und des Todes, die selbst die
Grausamkeit des Minotaurus übertreffen (50). Für Bacon geht es
aber nicht nur um die Beachtung der Zwecke, um deretwillen Technik eingesetzt
werden soll,
sondern auch um die Art und Weise, in der die Menschen mit der
Technik der Natur begegnen. In
der Erzählung von Erichthonius verwendet
er das Verhalten Vulcans, der Minerva nachstellte und
Gewalt antun wollte,
und dessen Samen eine Gestalt mit wohlgefälligem Oberkörper, aber
mißgebildeten Beinen entsprang, als Metapher für die Beziehung der
Technik zur Natur: Wenn die
Handwerkskunst ... durch die Mißhandlung
der Körper versucht, der Natur ihren Willen
aufzuzwingen, sie zu erobern
und zu unterwerfen ..., erreicht sie selten das von ihr angstrebte
Ziel. Unter
großem Aufwand und großen Mühen (gleichsam im Kampf) fallen jedoch
verschiedene
Mißgeburten und untaugliche Werke ab, die hübsch anzusehen
sind, sich im Gebrauch aber als
schwach und mangelhaft erweisen. Weiter
prangert Bacon die Gewohnheit der Menschen an, die
lieber an ihrem Ziel
festhalten, als daß sie ihre Fehler zurücknehmen, und
so m.E. die
entscheidende Textstelle ihre Einstellung und Herangehensweise,
daß sie eher mit der Natur
kämpfen, als daß sie ihre
Umarmung mit der gebührenden Hingabe und Verehrung zu erreichen
suchen
(51).
Literatur
Francis Bacon: Weisheit der Alten. Herausgegeben und mit einem Essay von Philipp Rippel. Fischer, Frankfurt 1990
(...)