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Di., 25. Maerz 3000
Spannend waere es geworden,
wenn Neo nicht die rote sondern die blaue Pille genommen haette. [1]
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[1]
Denn dann waere der Film beendet gewesen. In _The Matrix_ wird der Programmierer
und Hacker Neo vor die Wahl gestellt die »Droge des Vergessens (blau) oder
die der Erkenntnis (rot)« zu nehmen. Vergessen koennte er die Moeglichkeit
zur Erkenntnis der Simulationalitaet, der Illusion von Welt durch die Erfarung
der Realitaet. Erkennen koennte er die Simulationalitaet von Welt erst in ihrer
Gegenwelt, ihrer eineindeutigen Realitaet. Haette er die blaue Pille genommen,
waere der Film beendet gewesen, weil Neo die Rolle des ultimativen Hackers, der
die computergesteuerte Matrix der kuenstlichen Welt (aus) der Simulation de-programmieren
kann, nicht haette ausfuellen koennen, womit der Held des Films und die Erfahrung
Erkenntnis ausgefallen waere. Ginge der Film danach aber weiter, waere Neo in
die Ahnungslosigkeit innerhalb der Simulation (die 'im' Film reell und real ist,
aber fuer den Zuschauer in Prospektion des *aus dem Film* bzw. *nach dem Film*
filmisch bleibt) zurueckgekehrt, er waere in die Ununterscheidbarkeit von Schein
und Sein zurueckgekehrt, ~ in eine Welt des Voridealismus, und der Zuschauer mit
ihm. Das Phantasma der Realitaet (das Reelle, die reelle Welt) waere vom psychisch
Realen nicht einholbar gewesen. Kehren die Zuschauer nach dem Film wirklich in
die reelle Welt zurueck? Wenn ja, hat sich diese reelle Welt an einer Stelle mit
der realen Welt des Films ueberschnitten, weil die Story in die Erinnerungen der
Zuschauer kollektviert wurde. Wenn nein, dann blieben sie wohl in der unhintergehbaren
Simulationalitaet, dem Traum des Reellen (der wirklichen Wirklichkeit) gefangen.
Dieser universale Traum ist aber nicht moeglich, denn Reflexion kann nur auszerhalb
eines zu Reflektierenden passieren, sonst waere es keine Re-Flexion. Wenn ich
also sage, dass es spannend geworden waere, wenn Neo von Morpheus (dem Undergroundanfuehrer,
dessen Namensvetter nach antiker Sage dem traumverwandten Todesreich entflieht,
dabei aber seien Geliebte = seinen Lebenssinn = sein Reelles verliert) nicht die
rote sondern die blaue Pille genommen haette, und anschlieszend auf das Reelle
des Filmmediums bzw. auf sein, wenn auch kurzes, reelles Ende verweise, dann ist
es vielleicht ein Plaedoier fuer die banale Diskretisierung von Traummaschine
('im Film', Film-Synonym Hollywood), ihrer medialen Technik (zeitbasiertes Medium
Film) und dem metaphorischen, halb-reellen/halb-realen Raum, der danach enststeht
(der allataegliche "Film" und der "Film im Kopf"). Diese Diskretisierung
soll mehr sein als eine Differenzierung, sie kann als praxisbezogene Taktik den
Tagtraum naeher theoretisieren. Warum ist das Phantasma die Stuetze des Realitaet?
Weil das Traeumen und sein 'Inhalt' das Phantasma das Handeln festlegen.
(vgl. Slavoj Zizek. _Liebe Dein Symptom wie Dich selbst!_. Berlin: Merve, 1991.
S. 115 .) Die Bedingung der Reflexion besteht aus dieser Unterscheidung von Traum
und Handeln. Tag-Traeumen reflektiert in gewisser Weise, da es ein Bereich ist
- ganz aehnlich wie die Situation in der sich Neo mit den Pillen befindet - der
zwischen Traeumen und Wachen, zwischen Traum und Realitaet situiert ist: Virtualitaet.
Virtualitaet hat hier nicht den Charakter der totalen Immersion (Simulation) in
der man sich verliert, sondern der Reflektion ... > Raumschiff
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